Von Iris Schmidt
Es wird überraschte Gesichter nach der Ausstellungseröffnung am heutigen Abend geben. Die Gemälde des Plauener Malers Thomas Beurich, die bis zum 8. Oktober in Radeberg gezeigt werden, sind großformatig und kein bisschen leise. Der 1960 geborene Maler will das Spannungsfeld der jetzigen Zeit sichtbar machen, und da kommen ihm Farben wie Pink und Petrol gerade recht. Das Bild „Referenz“ stammt von 2004 und zeigt ein leeres, weibliches Gesicht. Schön geschminkt, aber ohne jeden Ausdruck. Die junge Dame stellt sich vor und stellt sich dar. Gleich nebenan begegnet man einer Frau in Stilettos mit roten Flügeln. Eine Hure? Ein Engel? Frauen kommen bei Beurich nicht gut weg: „Ich will weder mit meinen Titeln noch sonst Erklärungen geben, bitte fühlen Sie sich ein“, sagt er.
Hochmodern und brisant
Die Leiterin des Schlosses, Katja Altmann, freut sich gerade über diese Exposition: „Ich empfinde sie als hochmodern und auch brisant.“ Vermutlich wird sie ein tolles Erlebnis für jüngere Leute, glaubt sie. Aber auch gestandene Museums- und Galeriegänger sollten einen Versuch des Anschauens wagen. Beurich hat sich für seine Ausstellung einen Titel gesucht, bei dem man stutzt. Er gesteht, dass er eine Anleihe bei einem Freund genommen hat, der eine Erzählung „Akzidens“ genannt hat. Und weil er sich in seiner Malerei mit Wissenschaft, Philosophie und dem Menschen befasst, empfand er ihn als gute Klammer. Das Wort stamme aus dem Lateinischen und bezeichnet das nicht Wesentliche, das sich Verändernde, das Zufällige – im Gegensatz zur Substanz.
Käfer auf Leinwand
Deshalb und als Symbol kriechen Käfer über die Leinwand, übergroß. Eine sinnliche Frau, tief dekolletiert, mit hochgesteckten Haaren schaut sich im Chaos um. Gestalten, die durchgestylt sind, kommen mit der von ihnen geschaffenen und bevölkerten Welt offensichtlich nicht klar. Als eines seiner wichtigsten Bilder nennt der Maler „Hochzeit im Mai“. Da gibt es Anleihen beim Abendmahl, jedoch eine nackte Frau am Kreuz. Eine Provokation? „Das soll der Betrachter entscheiden“, sagt Beurich nur.