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Reformations-Gedenken im Görlitzer Museum

Wie offen Schlesien für Luthers Lehren war, zeigt eine neue Ausstellung im Schönhof.

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© Ev. Gemeinde Swidnica

Zum Reformationsjubiläum 2017 zeigt das Schlesische Museum Görlitz eine deutsch- und polnischsprachige Wanderausstellung. Auf fünfzehn reich illustrierten Tafeln wird die Geschichte des Protestantismus in Schlesien aufgezeigt. Die erste Station der Ausstellung ist das Schlesische Museum, wo sie vom 10. Dezember bis 12. März 2017 zu sehen ist.

Schlesien gehörte zu den Ländern, die sich als erste der Reformation öffneten, schreibt das Museum zur Motivation der Ausstellung. Sie verdeutliche, wie sich seit den 1520er Jahren die Lehre Martin Luthers im Bürgertum und im niederen Adel ausbreitete und bald auch unter den schlesischen Fürsten einflussreiche Förderer fand. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts waren drei Viertel der Gemeinden Schlesiens evangelisch geworden.

Informationen und Bilder von Ereignissen, Orten und Persönlichkeiten stellen die länger als zweihundert Jahre währende Auseinandersetzung zwischen katholischem und evangelischem Bekenntnis in Schlesien dar. Die Friedens- und die Gnadenkirchen stehen für den Kampf des schlesischen Protestantismus um Selbstbehauptung im Zeitalter der Gegenreformation. Im 18. Jahrhundert schließlich entwickelte sich Schlesien zu einem bikonfessionellen Land. Die „schlesische Toleranz“ setzte sich durch.

Die Ausstellung verfolgt die Geschichte des Protestantismus in der Epoche der Industrialisierung und durch die Katastrophen und Bewährungen des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Ein „roter Faden“ ist die Frage nach der Aktualität des Protestantismus in einem heute überwiegend katholischen Land. Gerade die polnische evangelische Minderheit wurde seit den 1960er Jahren in Zusammenarbeit mit den heimatvertriebenen schlesischen Protestanten und der evangelischen Kirche in beiden deutschen Staaten zu einem Träger der deutsch-polnischen Versöhnung.

Die Präsentation ist Bestandteil eines größeren Projekts des Deutschen Kulturforums östliches Europa in Potsdam mit dem Titel „Reformation im östlichen Europa“. Die Wanderausstellung über Schlesien wird ab Frühjahr 2017 im Haus Schlesien in Königswinter und in mehreren polnischen Städten zu sehen sein.

Zur Ausstellung im Schlesischen Museum ist ein vielseitiges Begleitprogramm angekündigt. Dazu gehören Konzerte, Vorträge und Zeitzeugengespräche, das Theaterstück „Luther war nie in Schlesien“ mit Görlitzer Schülern und Exkursionen zu evangelischen Kirchen in Görlitz. Auch für Schüler jeden Alters werden Veranstaltungen angeboten. (SZ)

Ausstellungseröffnung „Kirchfahrer, Buschprediger, betende Kinder. 500 Jahre evangelisches Leben in Schlesien“ am Freitag, 9. Dezember, 19 Uhr, im Schlesischen Museum Görlitz, Brüderstraße 8.