So schnell wollte sich der singende Radeburger Faschingsprinz Ulf I. Dienstagnacht nicht geschlagen geben. Mit zwei Liedern zur Gitarre versuchte er, die Entkrönung hinauszuzögern. Doch schließlich musste auch er wie sein 54. Vorgänger in Radeburg das närrische Zepter wieder abgeben. Und Radeburgs Bürgermeister Dieter Jesse bekam seinen Schlüssel wieder.
Während diese Ereignisse des Abends vorhersehbar waren, fieberten die versammelten Narren der Bekanntgabe der Jurywertung für die Umzugsgruppen entgegen.
Und je später es wurde und je näher man den ersten drei Plätzen kam, umso mehr stieg die Spannung. Doch weder die Radeburger Schleifen noch die Sternschnuppen oder der Traum in Weiß schafften es bis dahin. Und auch nicht die von vielen als ein Favorit gehandelte Umzugsgruppe um Kathleen Hegner. Als ihre fantastische Röderwelle auf Platz vier schwappte, war klar, dass die in den vergangenen Jahren erfolgreichen Gruppen von Conny Ottlinger, Uwe Lösche und Uwe Lißner auch diesmal ganz vorn mitmischen. Der dritte Platz für die Lißnergruppe überraschte allerdings schon einige, hatte man dieses Bild doch nicht unbedingt so weit vorn gesehen. Und auch die Platzverteilung zwischen den Kugelfischen auf dem zweiten und den Regenbogen auf dem ersten Rang hatten manche wohl eher andersherum erwartet.
Holger Umlauft, Vizepräsident und Umzugsverantwortlicher, sagt indes, dass es für ihn ein ganz entspannter Abend gewesen sei. „In der Vergangenheit hatte ich da manchmal einige Diskussionen an der Backe.“ Dabei hat er ja keinerlei Einfluss auf die Wertung. Für die ist die Jury zuständig. Die sieben Mitglieder bekamen diesmal Unterstützung von vier Vertretern aus Umzugsgruppen.
Diese Möglichkeit hatten die Umzugsverantwortlichen im vergangenen Jahr eingeführt, um immer wieder auftretenden Diskussionen das Wasser abzugraben. Umlauft: „Es ist nur schade, dass sich in diesem Jahr nicht mehr Leute bereit gefunden haben. Im Vorjahr waren es zehn oder elf.“
Conny Ottlinger und die 16 Frauen und fünf Männer ihrer Umzugsgruppe sind natürlich überglücklich, es wieder ganz oben aufs Siegertreppchen geschafft zu haben. Für sie ist es immerhin nun schon zum fünften Mal der erste Platz. Von 2006 bis 2008 schafften sie den Hattrick, ein Jahr darauf dann „nur“ Platz sechs und 2010 wieder den ersten Rang. In Vorjahr folgte dann eine eher unfreiwillige Auszeit, weil der kreative Kopf der Gruppe Mutter geworden war.
Hat man bei so viel Erfahrung, auch mit dem Geschmack der Juroren, ein Gefühl dafür, ob das eigene Bild der große Wurf ist? „Ein bisschen schon“, sagt Conny Ottlinger. „Allerdings habe ich den Umzug noch nicht komplett gesehen. Ich habe am Sonntag nur einiges mitbekommen.“ Dabei habe ihr die Röderwelle sehr gut gefallen. „Wir haben aber schon gemerkt, dass wir eine gute Tagesform hatten, was nicht unwichtig ist.“ Und auch von den Leuten an der Strecke habe es viel Anerkennung gegeben. „Das ist als Ansporn fürs Weitermachen viel wichtiger als die Platzierung. Ich persönlich bräuchte die Wertung nicht“, sagt Conny Ottlinger. Allerdings hänge ja auch ein kleiner Obolus dran und der sei bei den Kosten für die Kostüme nicht zu verachten. „Denn Sponsoren haben wir keine.“ Dafür aber schon wieder neue Ideen.
Die Titelverteidiger des Vorjahres – die Gruppe um Uwe Lösche – ist mit ihrem zweiten Platz sehr zufrieden, wie ihr Chef sagt. „Eine überragende Nummer gab es diesmal nicht, haben uns viele Leute gesagt. Da ist der zweite Platz doch super. Und die Kostüme der Handballfrauen waren schon ein Hingucker.“ (SZ/gör)