Von Christoph Scharf
Am Donnerstag wird der Speisesaal im Regiobus-Gelände an der Bautzener Neckstraße wieder aus allen Nähten platzen: Wie in jedem Advent werden etwa 130 ehemalige Kollegen zur Weihnachtsfeier erwartet. „Viel mehr passen auch gar nicht rein“, sagt Ute Gulla, die im Unternehmen für das Personal zuständig ist. Am Nachmittag der Weihnachtsfeier wird sie wie alle anderen verfügbaren Kolleginnen das Ressort wechseln: „Dann bedienen wir unsere Senioren mit Kaffee und Stollen.“ Das Treffen auf Firmenkosten hat Tradition. Seit genau zehn Jahren lädt Regiobus seine ehemaligen Busfahrer, Techniker oder Verwaltungsmitarbeiter zur Adventszeit in die Kantine ein, um den Kontakt zu den alten Kollegen zu halten.
Auf große Werbung ist das Unternehmen dabei nicht angewiesen: „Da reicht eine kleine Notiz in der Zeitung, den Rest erledigt die Mundpropaganda“, sagt Ute Gulla. Denn auf die Feier freuen sich die Senioren des Kraftverkehrs schon seit Wochen – ist sie doch die einzige Gelegenheit, bei der sich ganze Jahrgänge geschlossen wiedersehen. So auch Manfred Killias, der mit seiner Frau seit Anfang der Sechziger beim Kraftverkehr arbeitete. „Das wird wieder gemütlich“, sagt der 66-Jährige, der mit seinem Alter noch zu den Jüngsten unter den Ehemaligen gehört. Bei dem Treffen werden schöne Erinnerungen zum Besten gegeben, etwa an die Abordnung einiger Bautzener Kollegen zum Bau der Drushba-Trasse Ende der Siebziger.
„In der Ukraine hat meine Frau wie in Bautzen als Sachbearbeiterin gearbeitet, ich konnte außer Bussen auch große Kipper fahren“, erinnert sich der Bautzener, der in der damaligen Sowjetunion seine Ausbildung zum Verkehrsmeister begann. Zurück in Bautzen war er später für den Fuhrpark verantwortlich – doch gern denkt er daran zurück, wie er noch selbst am Steuer saß. „Beim Lenken war sogar mit zwei Händen voller Krafteinsatz nötig – und heute sitzen selbst Mädels hinterm Lenkrad.“ Wie sich Technik und Unternehmen weiterentwickeln, bleibt den Ehemaligen nicht verborgen: Der Geschäftsführer hält bei der Weihnachtsfeier jedes Jahr einen kurzen Vortrag.
„Die Feier ist eine tolle Tradition“, sagt Manfred Killias. Regiobus sieht die Einladung als Dankeschön für die geleistete Arbeit – und auch ein bisschen als Werbung. „Schließlich sind unsere alten Kollegen ja auch unsere Kunden“, sagt Ute Gulla. Und manchen gefällt die Feier so gut, dass sie abends gar nicht mehr aufstehen wollen.