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Rehmutter aus den Fluten gerettet

Zu einer dramatischen Tierrettungsaktion kam es am Wochenende im Radebeuler Ortsteil Kötzschenbroda.

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Von Peter Redlich

Die Feuerwehrleute in Kötzschenbroda haben den kaum sichtbaren braunen Rehkopf in den brauen Elbefluten entdeckt. Mit weit aufgerissenen Augen kämpfte eine Rehmutter am Freitag um ihr Leben.

Den Kameraden gelang es, das Tier ans Ufer zu ziehen. Weil man sich in Kötzschenbroda kennt, wussten die Männer, dass Anwohner und Jäger Bodo Pietsch sich damit am besten auskennt. Pietsch und sein Nachbar Carsten Tauchert waren wenige Minuten später auf dem Kirchplatz vor der Friedenskirche und hüllten das wegen der Entkräftung fast willenlose Tier in eine Decke. Pietsch: „Ich hatte zufällig die Ricke vor einer Woche in den Elbwiesen gesehen. Bei ihr waren zwei junge Kitze. Die hatten offenbar nicht die Kraft und sind ertrunken.“ Die Mutter wollte bei ihren Kindern bleiben und ist dabei beinahe selbst ertrunken. Glück im Unglück habe sie gehabt, dass sie relativ lange nichts zum Fressen hatte, so Jäger Pietsch. Normalerweise bekommt ein Reh als Wiederkäuer bei solcher Belastung tödliche Magenprobleme. Die Männer haben versucht, die Rehmutter zu beruhigen, sie in der Decke behalten und ihr einen Sack über den Kopf gesteckt, mit dem sie noch gut atmen konnte.

Bodo Pietsch hat im Wahnsdorfer Vogelgründchen ein Jagdpachtrevier. „Dorthin haben wir die Ricke gebracht“, sagt er. Am Sonnabend und auch am Sonntag hat der Jäger nach dem Tier geschaut. Es ist am Leben, werde aber möglicherweise wieder versuchen, in Elbnähe zu kommen, um seine Kitze zu suchen. Er hofft, dass die Rehmutter sich erholt und in den Wiesen und Wäldern oberhalb von Radebeul bleibt. Pietsch: „Normalerweise überlebt ein Reh eine solche Anstrengung nicht, weil die Tiere nach so einem Kampf so geschwächt sind, dass ihr Kreislauf zusammenbricht.“ Die junge Rehmutter sei ein Wunder.