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Reiche Ernte aus den Teichen

Umland. An vielen Orten konnten Interessierte am Wochenende das Abfischen beobachten.

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Von C. Junghanß, J. SchmidtchenundBernhard Donke

Mehrere Kilogramm Gewicht bringen die größten Exemplare auf die Waage. Schleie, Hechte, Forellen oder Graskarpfen wurden am Wochenende an zahlreichen Orten im Görlitzer Umland abgefischt. Im „Fiedler-Teich“ Melaune etwa stehen Silvio Borisch und seine Freunde bis zu den Knien im schlammigen Wasser. Kescher um Kescher holen sie die zappelnden Fische aus dem Untergrund. Das gleiche Bild erleben die Besucher auch in Königshain und Sohland.

Fangfrischer Fisch gilt als sehr gesund und so deckt sich das Publikum mit den Wassertieren reichlich ein. Das Kilogramm Karpfen in Sohland etwa ist für vier, die Forelle für 6,50 Euro zu haben. Bevor die Flossentiere allerorts auf der Waage landen, schwimmen die größten Prachtexemplare noch eine Weile in Zinkwanne oder Schauaquarium. Gerade Kinder finden es interessant, statt dem Fischstäbchen aus dem Tiefkühlregal auch einmal einem lebendem Fisch zu begegnen. Das Schlachten dagegen ist eher eine etwas blutige Angelegenheit und nicht jedermanns Sache.

Keine Chance für die Möwen

Auch das 56. Lachefischen in Kreba-Neudorf lockte zahlreiche Neugierige an. Schon frühzeitig war die Fischgrube dicht umlagert, alle verfolgten, wie die zwei Traktoren langsam das volle Netz heran zogen, gesichert von Fischern in Kähnen auf dem Wasser.

Je enger das Netz wurde, um so größer wurde die Zappelei der Fische darin. Die Möwenschwärme hielten sich in respektvoller Entfernung. Für sie gab es am Sonnabend an der Schwarzen Lache nichts zu holen, dafür um so mehr für die Besucher.

Punkt 8.52 Uhr senkte sich der Hebekescher erstmals herab und nach einer letzten Dusche landeten die ersten Karpfen unter dem Beifall des Publikums als Lohn für die fleißige Arbeit der Fischer auf dem Förderband. Drei Fischzüge gab es am Sonnabend, allein beim Abfischen waren 30 Helfer im Einsatz.

Am Sortiertisch füllten sich die Hälter schnell. Pausenlos purzelte die reiche Fischernte hinein. Technik und Spezial-Lkw übernahmen das Verladen und den Abtransport. Unter den Zuschauern war auch Landrat Bernd Lange. „Für unsere Region ist die Binnenfischerei ein ganz wichtiger Wirtschaftszweig“, sagte der Christdemokrat. „Hier treffen Tradition und marktwirtschaftlicher Wettbewerb zusammen.“

Sachsen gilt als bedeutendes Fischerzeugerland. Allein jeder vierte Speisekarpfen wächst in den Teichwirtschaften heran. Die Bewirtschaftung von den Gewässern blickt auf eine fest verwurzelte landwirtschaftliche Tradition zurück. Künstlich angelegte Fischteiche unterscheiden sich von den Seen durch eine relativ geringe Tiefe und dadurch, dass sie abgelassen werden. Um die teilweise jahrhundertealte Kulturlandschaft „Teich“ erhalten zu können, sind umfangreiche Pflege- und Instandsetzungsarbeiten notwendig.

Sachsen ist Spitze

In Melaune existiert zum Beispiel die Interessengemeinschaft Fiedler-Teiche, die sich vor zehn Jahren zusammenfand und insgesamt 1 200 Quadratmeter Wasserfläche gepachtet hat. Zum Vergleich: In Sachsen gibt es derzeit 8 400 Hektar hauptgewerblich genutzte Teichfläche, so viel wie in keinem anderen Bundesland. Dreiviertel dieser Fläche werden naturschutzgerecht bewirtschaftet.