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Reichen 11,5 Millionen gegen Arbeitslosigkeit?

Ein Hilfsbedürftiger in Niesky oder Weißwasser ist doppelt so teuer, wie in Görlitz, Bautzen oder Cottbus. Zum Beispiel bei der Qualifizierung für Jobs. „Wir zahlen Mobilitätshilfe, die kostet manchmal...

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Von Wulf Stibenz

Ein Hilfsbedürftiger in Niesky oder Weißwasser ist doppelt so teuer, wie in Görlitz, Bautzen oder Cottbus. Zum Beispiel bei der Qualifizierung für Jobs. „Wir zahlen Mobilitätshilfe, die kostet manchmal so viel wie die Weiterbildung“, sagt Roland Richter, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Arge-Niederschlesische Oberlausitz.

Mehr Geld vom Bund gibt es für längere Wege nicht. Jedoch sind Schul-, Facharbeiter- oder Seminarabschlüsse der Arge-Klienten oft deren einzige Chance auf Arbeit. 2009 werden deshalb 1,9 Millionen Euro vom 11,5 Millionen-Euro-Arge-Kuchen allein dort hineingepumpt. Die Crux: Weil es 6303 Bedarfsgemeinschaften 2008 gegeben hat, wird das Budget danach berechnet. 2009 werden aber 6650 erwartet.

Förderung trotz Wirtschaftskrise

Die NOL-Arge reagiert auf die Wirtschaftskrise. „Unser Arbeitsmarktprogramm ist vorläufig verabschiedet“, so Richter. Ende April beraten Arge und Arbeitsagentur – also Job-Vermittler und Bezahler der Sozialleistungen. Mehr Qualifizierungsmaßnahmen, neue Ein-Euro-Jobs, weitere Kommunal-Kombi-Stellen und Förderung von Selbstständigkeit soll es in der Region geben.

Bilanz 2008 lässt hoffen

Wie gut die Arge gearbeitet hat, zeigen die neuesten Zahlen. 117 Menschen sind über Beschäftigungszuschuss in Lohn und Brot gekommen. 208 Kommunal-Kombi-Stellen sind mit den Kommunen eingerichtet – das beste Ergebnis in Ostsachsen. 768 Jugendliche unter 25 Jahren sind vermittelt – ein Prozent mehr, als erhofft. „Nur bei der steigenden Kurzarbeiterzahl haben wir keinen einzigen Antrag auf Aufstockung“, so Richter – noch nicht.

Problem mit Über-40-Jährigen

Die Demografie schlägt durch. Das erfolgreiche Projekt „Bridges – Brücken in Arbeit“ wird nicht fortgesetzt. „Wir haben alle geeigneten Jugendliche in die Ausbildung gebracht“, so Richter. Es fehlt förderfähiger Nachwuchs. Und der Versuch, das Konzept der begleiteten Weiterbildung und Trainings auf ältere Menschen ab 40 anzuwenden, ist gescheitert. Für sie wurde bisher kein adäquates Modell gefunden.

Welche Hilfe 2009 kommt

Drei Prioritäten sind gesetzt: Weiterbildung, weniger Hilfsbedürftigkeit und Jugend. „Die Arbeit mit der Kompetenzagentur hat sich bewährt“, sagt der Arge-Chef. Das Rundumprogramm mit Sozialarbeitern, Bildungs- und Jugendeinrichtungen ist erfolgreich. Auch externe Träger werden aktiviert – etwa mittels der im Februar gestarteten Aktion, bei der 100 Teilnehmer am Standort Weißwasser und 60 am Nieskyer mitmachen.

Helfer brauchen Rückendeckung

Im Jahr 2010 endet die Frist für die Argen – dann muss auch die Arge-NOL mit der in Görlitz und dem Amt im Ex-Kreis Löbau-Zittau fusionieren. „Einige Maßnahmen gehen jedoch länger“, so Richter zum ersten Problem. Das zweite ist die Regelung, wie dann Bedürftige betreut werden. Der Koalitionsausschuss des Bundes muss eine Entscheidung fällen, denn „wir wollen am 1.Januar 2011 nicht 10000 Fälle auf einmal behandeln“, so Richter.