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Reicht der Platz zum Sporttreiben?

Bautzens größter Sportverein freut sich über Zulauf und plant neue Trainingsgruppen. Aber zusätzliche Hallenzeiten zu bekommen, ist schwierig.

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© Archivfoto: Uwe Soeder

Von Madeleine Siegl-Mickisch

Bautzen. Anfang Juni hatte Bautzens größter Sportverein einen Versuch gestartet: Zum ersten Mal lud der MSV 04 zu einem Sichtungstag ein. Zielgruppe waren vor allem Eltern mit Kindern, die gerade vom Kindergarten in die Grundschule wechseln. Bisher passierte es an dieser Schnittstelle oft, dass Mädchen und Jungen nach dem Kita-Sport den Kontakt zum Verein verloren, weiß MSV-Geschäftsführer Steffen Waldmann. Deshalb wollte man ihnen zeigen, welche Möglichkeiten es gibt, weiterhin im Verein Sport zu treiben. Die Idee ist aufgegangen, freut sich Vereinspräsidentin Ines Pröhl. Die Resonanz sei sehr gut gewesen, nächstes Jahr werde es auf Fälle wieder eine solche Veranstaltung geben.

Allerdings hat der Verein nun auch Hausaufgaben zu machen. So war vor allem für Tischtennis das Interesse so groß, dass die Abteilung eine Bambini-Gruppe plant. Ebenfalls neu gebildet werden soll nach dem Sommer eine allgemeine Kindersportgruppe. „Wir bekommen auch immer wieder Anfragen von Eltern, die noch auf der Suche sind nach einer Sportart für ihr Kind“, sagt Ines Pröhl. Das sei erfreulich, stelle den Verein aber auch vor Herausforderungen. Den Bedarf an zusätzlichen Übungsleitern könne man derzeit noch abdecken. Schwieriger sei es, weitere Nutzungszeiten in den Hallen zu bekommen. „Da stoßen wir an Grenzen.“

Hohe Auslastung

Thomas Groß, Bautzens Amtsleiter für Bildung und Soziales, in dessen Zuständigkeit die städtischen Sportanlagen fallen, spricht von einer „grundsätzlich hohen Auslastung“. Freie Kapazitäten gebe es eher am Wochenende oder in Ferienzeiten. Damit spricht Groß zugleich ein Thema an, dass auch dem MSV 04 auf den Nägeln brennt. Nicht alle Sportarten pausieren in den Ferien. „Einige unserer Abteilungen trainieren das ganze Jahr über“, sagt Geschäftsführer Steffen Waldmann. Daher möchten sie die Sportstätten auch gern in den Ferien nutzen.

Das ist aber nicht generell möglich. So haben Stadt und Landkreis unterschiedliche Regelungen getroffen. Die städtischen Hallen stehen laut Groß grundsätzlich auch in den Ferien zur Verfügung, Ausnahmen gebe es nur für die Weihnachts- und die Sommerferien. Aber auch in diesen Zeiten sei es laut Sportstättensatzung möglich, auf Antrag bestimmte Einrichtungen wie die Schützenplatzhalle, die Jahnturnhalle oder die Sporthalle der Oberschule Gesundbrunnen zu nutzen.

Extra Aufwand

Das wissen auch die Verantwortlichen beim MSV. Aber die Beantragung sei eben jedes Mal mit extra Aufwand verbunden. Ihnen wäre es daher recht, wenn die reguläre Nutzung in den Ferien einfach weitergehen könnte – mit Ausnahme der Zeiten, in denen Wartungs- oder Reinigungsarbeiten erledigt werden. Schwierig zu händeln sei auch der Fakt, dass für die Hallen, die dem Landkreis gehören, wieder andere Regelungen gelten. „Dass die eine Halle genutzt werden darf, die andere nicht, das kann man den Mitgliedern nur schwer vermitteln“, sagt Steffen Waldmann. So stehen die Sportstätten des Landkreises in den Ferien grundsätzlich nur auf Antrag zur Verfügung – und jeweils nur bestimmte, wie Dunja Reichelt von der Pressestelle des Landratsamtes mitteilt. In diesem Sommer in Bautzen zum Beispiel die Sporthalle des Berufsschulzentrums Ernährung in der Paulistraße. Eine generelle Feriennutzung sei nicht vorgesehen.

Und einem weiteren Wunsch des MSV erteilen sowohl Landkreis als auch Stadt eine Absage: Der Verein wünscht sich einheitliche Regelungen zur Vergabe der Nutzungszeiten in den städtischen und kreiseigenen Hallen. „Eine Angleichung ist aufgrund der unterschiedlichen Rahmenbedingungen unrealistisch“, schätzt jedoch Thomas Groß ein. Denn der Landkreis habe nicht nur in der Stadt Bautzen, sondern in zahlreichen anderen Orten Sportstätten. „Es sind also nicht nur die Belange der Vereine der Stadt Bautzen zu beachten“, betont auch Landkreissprecherin Reichelt.

Eigene Möglichkeiten

„An der einen oder anderen Stellschraube lässt sich vielleicht noch etwas machen“, sagt Lars Bauer, Geschäftsführer beim Kreissportbund. Man suche im Interesse der Vereine gern das Gespräch mit den Verantwortlichen. Grundsätzlich würden sich aber alle Partner bemühen, gute Voraussetzungen für den Sport zu schaffen, schätzt Bauer ein. Auch der Kreissportbund beobachte seit Jahren einen Zuwachs an Mitgliedern in den Sportvereinen. Deshalb sei es durchaus nötig, mit den Kommunen über die Sportstättenkapazität für die Zukunft zu reden.

Der MSV setzt derweil auch auf die eigenen Möglichkeiten. So sollen laut Steffen Waldmann noch mehr Sportarten im vereinseigenen Sportpark an der Neusalzaer Straße angesiedelt werden. Auch die in erster Linie für die Abteilung Boxen geschaffenen Räume neben der Müllerwiese sollen durch andere Sportler mitgenutzt werden.

Und dann freue sich der Verein über die Pläne der Stadt Bautzen, eine neue Grundschule zu bauen, sagt Ines Pröhl. Die Turnhalle, die dabei mit entstehen wird, werde ja auch neue Nutzungsmöglichkeiten für Vereine bieten. Auch wenn es bis dahin noch eine Weile dauert.