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Reife Damen mit Mut: Per Pistenbully geht’s über die Berge

Ein Herzim Advent

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Von Franziska Günther

Es ist Donnerstagabend, und Bärbel Roetsch spielt mit ihren Seniorinnen wieder einmal Karten. „Ihre Seniorinnen“ – das sagt die Altenbergerin gern, denn ein Leben ohne die agile Damengruppe will sie sich nicht vorstellen. Seit 15 Jahren engagiert sich die 65-Jährige in ihrer Stadt für die Älteren. „Damals verlor ich meine Stelle als Deutschlehrerin und merkte schnell, dass mir der Trubel fehlt. Zu dieser Zeit suchte die Stadt nach ehrenamtlichen Helfern für die Seniorenarbeit“, erinnert sich Frau Roetsch. Obwohl sie ihren Lehrerberuf doch wieder aufnahm, blieb sie den Senioren treu.

Seit fünf Jahren ist sie nun selbst Rentnerin.

Zweimal in der Woche trifft sie sich in einem kleinen Gemeinschaftsraum im Altenberger Wohnviertel „Chicago“ mit ihren acht rüstigen Seniorinnen. Die Räumlichkeiten stellt die Stadt bereit. Im Seniorenclub auf der Artur-Thiermann-Straße schmiedet die engagierte Frau mit den Altenbergerinnen Pläne für Veranstaltungsbesuche, Seniorenfahrten und Feiern. Ihr liegt das Organisationstalent im Blut. Und sie besitzt die Gabe, die anderen Damen von ihren Ideen ständig aufs Neue zu begeistern.

„In diesem Jahr waren wir zur Bundesgartenschau in Ronneburg, haben Urlaub in Ostfriesland gemacht und verkauften zum Altenberger Weihnachtsmarkt selbst gebastelte Pflaumentoffel“, zählt Frau Roetsch einen Teil der Unternehmungen auf.

Mit einem stillen Rentnerdasein geben sich die lebhaften Frauen nicht zufrieden. Kehrt doch einmal Langeweile ein, tüftelt die Seniorenclubleiterin flink den nächsten Spaß aus. „Wir fahren auch zum Kegeln, und zum Frauentag waren wir mit dem Pistenbully unterwegs“, schwärmt Seniorin Helga Müller. „Um acht ins Bett, das gibt’s bei uns nicht“, bringt es Rentnerin Julia Wolf auf den Punkt. Ruhe zieht nur dann ein, wenn die Wintersportler aus Altenberg im Fernsehen zu sehen sind. „Biathlonschauen gehört bei uns zum Pflichtprogramm“, sagt Frau Roetsch. Ihr Sohn Frank-Peter war schließlich 1988 Doppel-Olympiasieger.

Sie und ihre Seniorinnen kennen sich seit vielen Jahren, und so scheint es auch nicht verwunderlich, dass die Damen in ihr eine treue Freundin sehen. „Da kann kommen, was will, die Bärbel ist für uns da“, sagt Frau Müller.

Solche Worte machen die engagierte Altenbergerin glücklich. „Die Seniorenarbeit füllt mich aus, das ist sinnvoller, als sich zu Hause zu langweilen“, findet die Clubleiterin. Für ihr Ehrenamt verlieh ihr der Freistaat Sachsen 1999 die Annen-Medaille, eine Auszeichnung für lobenswerten Einsatz in der Familien- und Sozialarbeit.

Trotz dieses Lobs steht es für die Rentnerin an erster Stelle, die Seniorenarbeit aufrecht zu erhalten. Noch fünf Jahre, so schätzt sie, wird sie das Amt betreuen. Zumindest im kommenden Jahr wollen die Damen vom Seniorenclub wieder richtig aufdrehen. Eine Fahrt in die Partnergemeinde im österreichischen Altenberg steht an. Bis es so weit ist, genießen sie die Adventszeit, mit einer Weihnachtsfeier und Kartenspielen.