Von Rikarda Groß
Im Schloss Reinhardtsgrimma ist noch bis Ende des Jahres eine Kunstausstellung mit Werken von Richard Pusch zu sehen. Damit ehrt Reinhardtsgrimma einen seiner großen Künstler des vergangenen Jahrhunderts.
Richard Pusch lebte 53 Jahre lang in Reinhardtsgrimma. Es wäre für ihn sicher eine Freude gewesen, seine Bilder im Schloss des Heimatortes auszustellen. Auf mehreren seiner Werke hat er dieses eindrucksvolle Gebäude festgehalten. Richard Pusch wurde am 28. November 1912 in Dresden–Reick geboren. Als siebtes Kind von neun Geschwistern bekam er im Leben nichts geschenkt. Er musste sich alles hart erarbeiten.
Vier Jahre schuften
fürs Studiengeld
Nach der Volksschule ging er für zwei Jahre in die Bäckerlehre. Danach arbeitete er vier Jahre, um sich das Studiengeld für Abendstunden in der Dresdner Kunstgewerbeschule zu verdienen. Auch auf der Volkshochschule bildete er sich weiter und begann im Jahr 1936 mit dem Studium an der Kunstakademie in Dresden bei Professor Schramm – Zittau. 1938 wechselte er zur Akademie Simonsohn Castelli und studiert dort zwei Jahre bei Woldemar Winkler. Pusch sagte rückblickend über diese Zeit: „ Hier erhielt ich, trotzdem Winkler mich nicht verstand, alles das, was mir damals noch als Maler und Grafiker fehlte.“ Das Studium wurde jäh durch den Krieg beendet. Richard Pusch musste für fünfeinhalb Jahre als Soldat in den Zweiten Weltkrieg. Als er heimkehrte, war seine Heimatstadt Dresden und das Elternhaus durch den Bombenangriff zerstört. Er zog nach Reinhardtsgrimma und ließ sich freischaffend nieder, heiratete, seine zwei Kinder wurden dort geboren. 1948 erschien seine erste Kunstdruckmappe im Sachsenverlag. Kurt Liebmann schreibt in einem Geleitwort dazu: „Der Mann weiß, was er will.“ Und zitiert dann Pusch, der von sich sagte: „Und wenn ich in einem Schweinestall malen soll ... und wenn ich nur Dreck habe: ich muss zu meinem künstlerischen Ziel kommen.“
Dieses künstlerische Ziel, etwas zu schaffen, was seinen hohen Ansprüchen standhält, hat er zeitlebens verfolgt. Er war ein fleißiger, zäher Arbeiter, dem künstlerisches Schaffen zugleich Herausforderung und Lebenselixier bedeuteten.
In einem Gespräch Anfang der 90er Jahre sagte der damals bereits 80-Jährige: „Arbeitsbesessenheit ist die Eigenschaft, die einen Künstler ausmacht.“ 1959/1960 baute Richard Pusch ein Atelierhaus unweit der Reinhardtsgrimmaer Kirche. Damit schuf er sich seine „Insel“, sein Arbeitsklima, welches er zum kreativen Schaffen benötigte. Von da an sah man den Künstler täglich von seiner Wohnung im Tal hoch zum Atelier laufen.
Ab 1964 begann Richard Pusch mit kunsthandwerklichen Arbeiten. Es entstanden Emaille-Arbeiten und bleiverglaste Fensterbilder. Dass er auch auf diesen Gebieten mit hoher Qualität und künstlerischem Anspruch arbeitete, können wir noch heute in verschiedenen öffentlichen Gebäuden sehen wie im Saal des Landratsamtes, wo ein dreiteiliges Emaile-Wandbild mit Motiven des Osterzgebirges hängt, jede Tafel 100 mal 71 Zentimeter groß.
Emaille-Arbeiten gefertigt für den Lebensunterhalt
Mit diesen Arbeiten sicherte der Künstler sich seinen Lebensunterhalt. In erster Linie verstand er sich aber als Maler und Grafiker. Hauptmotive seiner Bilder waren Landschaften, vor allem die seiner näheren Umgebung, dem Osterzgebirge und der Sächsischen Schweiz. Als er nach seinem 65. Lebensjahr die Alpen bereisen durfte, entstanden auch davon zahlreiche Bilder. Als Techniken wählte er insbesondere das Aquarell und das Ölbild, aber auch auf dem Gebiet der Radierung schuf er Beeindruckendes. In den 90er Jahren beschäftigte sich Pusch intensiv mit Collagen.
Im Juli 1998 starb Richard Pusch während einer Besuchsreise bei Freunden am Tegernsee in den Alpen. Sein Grab ist auf dem Friedhof in Reinhardtsgrimma. In der Ausstellung im Reinhardtsgrimmaer Schloss wird ein breiter Querschnitt vom bild-künstlerischen Werk Richard Puschs gezeigt. Gemälde, Aquarelle, Collagen und Radierungen geben Einblick in ein langes, schaffensreiches Künstlerleben.
Ausstellung mit Werken von Richard Pusch im Schloss Reinhardtsgrimma noch bis zum 31. Dezember 2003, Öffnungszeiten: montags bis donnerstags 7.30 bis 16 Uhr, freitags 7.30 Uhr bis 14 Uhr sowie nach vorheriger telefonischer Vereinbarung unter: 035053/4070.