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Rendezvous im Bauchraum

Kleine Schnitte statt großer Narben: In Kamenz operieren Internisten und Chirurgen gemeinsam.

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Der Befund, den der 74-jährige Mann erhielt, hätte bei jeder Darmspiegelung auftreten können und doch war er ungewöhnlich. Der Arzt diagnostizierte eine große Gewebewucherung - einen Polypen - im Dickdarm des Patienten, nachdem er seinen Dickdarm gespiegelt hatte. Diese Darmspiegelung, auch Koloskopie genannt, wird heutzutage auch für die Abtragung kleinerer Polypen eingesetzt.

In diesem Fall war der Polyp sehr groß und damit nicht so einfach abtragbar. Die Geschwulst hätte mit großem Bauchschnitt entfernt werden müssen. Größere Teile des Dickdarms wären zur Sicherheit mit entfernt worden. Die Heilung nach der OP hätte um einiges länger gedauert. Durch die Operation mit dem im Kamenzer Krankenhaus angewendeten Rendezvous-Verfahren konnte der Dickdarm nahezu komplett erhalten bleiben. Mit einer minimalinvasiven Operation, auch Laparoskopie genannt, haben ein Gastroenterologe und ein Viszeralchirurg den Darm des Patienten von zwei Seiten untersucht und behandelt. Während auf diese Art der Polyp ständig im Blick des Gastroenterologen war, konnte der Chirurg mit wenigen Schnitten die Darmwand mit dem Polypen entfernen. Während der OP im Rendezvous-Verfahren spiegelt der Internist den Darm, während der Chirurg im Bauch operiert. Der Internist ermöglicht es dem Chirurgen so, punktgenau den erkrankten Darmabschnitt zu finden und um Teile des Dickdarms von außen abzutragen. Dadurch hat der Patient nur drei kleine Schnittnarben. „Ohne die gleichzeitige endoskopische Untersuchung kann der Chirurg die Darminnenseite, und damit den genauen Ort des Polypen, nicht sehen“, erklärt Chefarzt Dr. Olaf Pridöhl vom Malteser-Krankenhaus.

Es bestehe die Möglichkeit, den Polypen mit Tusche zu markieren, um dem Chirurgen den Standort kenntlich zu machen. Eine derartige Markierung ist nicht sehr genau, fließt breit und somit kann die exakte Position des Polypen nicht so gut dargestellt werden. Der entfernte Darmabschnitt müsste größer sein. Chefarzt Dr. med. Olaf Pridöhl rät Patienten außerdem zu regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen. Sie seien sinnvoll, damit Veränderungen früh erkannt und gegebenenfalls entweder durch den Internisten bei der Darmspiegelung oder in Zusammenarbeit mit den Chirurgen im Rendezvous-Verfahren entfernt werden können. (PR, SZ)