Von Frank Seibel
Es erinnert ein wenig an die Absage des Altstadtfestes nach den Attentaten vom 11. September 2001. Ein Ereignis, das weltweit Betroffenheit ausgelöst hat, stoppt kurz vor dem Ziel ein großes lokales Fest. Jetzt reagiert das Kulturhauptstadt-Büro auf den Tod des Papstes und sagt die erste große Erlebnisnacht zum Brückenpark am kommenden Wochenende ab, nein: verschiebt sie um drei Wochen. Das ist bitter, zumal die Werbe-Maschine gerade auf Hochtouren lief und sich viele Gäste auch von außerhalb auf dieses Ereignis gefreut haben. Ist die Absage angemessen?
Ja, sie ist es. Nicht, weil man am Tag nach der Beerdigung des Papstes nicht feiern dürfte. Sondern weil die wichtigsten Görlitzer Partner in diesen Tagen stark berührt und schwer getroffen sind vom Tod des Kirchenoberhauptes, das sie auch als einen der Ihren verehrten und liebten. Ob wir auf der deutschen Seite so empfinden oder nicht, ist dabei zweitrangig.
Der Brückenpark ist das Herzstück der Kulturhauptstadt-Bewerbung, weil das Brückenbauen zwischen Deutschen und Polen in Görlitz-Zgorzelec beispielhaft ist fürs geeinte Europa. Die Pfeiler jeder Brücke zwischen Menschen sind Respekt voreinander und Verständnis füreinander. Nur so wächst ein Vertrauen, das auch dauerhaft tragfähig ist wie eine gute Brücke.
In Situationen wie diesen zeigt sich, wie ernst wir es mit dem Brückenbauen meinen. Sollten wir nur den Mittel zum Zweck im Blick haben – nämlich mit einer Verbrüderungsschau bekannt zu werden –, dann hätten wir es nicht verdient, als Kulturhauptstadt-Bewerber überhaupt ernst genommen zu werden.