SZ + Pirna
Merken

Restaurants gut besucht, aber teurer

Die Gastronomen im Landkreis sind froh, wieder öffnen zu dürfen. Das Geschäft sei laut Dehoga gut angelaufen. Kunden müssen allerdings mehr bezahlen.

Von Siri Rokosch
 6 Min.
Teilen
Folgen
Im Landgasthof "Neue Schänke" an der Straße zur Festung Königstein kostet ein kleines Softeis 2,50 Euro - 30 Cent mehr als noch im letzten Jahr.
Im Landgasthof "Neue Schänke" an der Straße zur Festung Königstein kostet ein kleines Softeis 2,50 Euro - 30 Cent mehr als noch im letzten Jahr. © Norbert Millauer

Seit dem 15. Mai dürfen Hotels und Gaststätten in Sachsen unter strengen Hygieneregeln wieder öffnen. Viele Gastronomen sind dafür dankbar und freuten sich gleich am ersten Wochenende über zahlreiche Gäste. Einige Restaurants bleiben aber weiterhin geschlossen, da sie die Vorschriften nicht erfüllen können. 

Manche Gasthäuser sind so eng und klein konzipiert, dass die Abstandsregeln nicht eingehalten werden können.  Für andere Restaurant-Inhaber lohne sich eine Wiedereröffnung zudem nicht, da wegen der Corona-Auflagen die Zahl der Gäste zu niedrig sei. Wirtschaftliches Arbeiten sei somit nicht gegeben. Teilweise könnten nur 50 Prozent der bisherigen Plätze überhaupt angeboten werden. 

Das sagt der Chef des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga in der Sächsischen Schweiz, Thomas Pfenniger, gegenüber Sächsische.de: "Genaue Zahlen, welche Betriebe noch geschlossen sind, habe ich nicht. Viele Wirte in der Sächsischen Schweiz haben aber bereits geöffnet. Sie müssen die fehlenden Umsätze schnell wieder reinholen, da sie überwiegend nur während der Saison von Ostern bis Oktober geöffnet haben."

Ein Eis für 2,50 Euro?

Zudem haben einige Gastronomen die Preise angehoben. So kostet zum Beispiel ein kleines Softeis am Imbissbereich des "Landgasthofes Neue Schänke" an der Zufahrtstraße zur Festung Königstein jetzt 2,50 Euro. Nach Aussage von Geschäftsführer Enrico Fritsch hätte der Preis im letzten Jahr noch bei 2,20 Euro gelegen: "Wir mussten vor allem die Personalkosten und die gestiegenen Stromkosten umlegen", sagt er Sächsische.de. 

Thomas Pfenniger sagt dazu: "Die Gastwirte stehen mit dem Rücken zur Wand. Die Lebensmittelpreise sind im internationalen Vergleich bei uns in Deutschland zwar sehr niedrig und Preisanpassungen gab es vor der Corona-Krise kaum, doch die Löhne für die Angestellten steigen ständig und es ist kaum noch Personal zu finden." 

Nun kämen dazu noch die Zusatzkosten für Desinfektionsmittel, neue Speisekarten und den vorgeschriebenen Mund-Nasen-Schutz für die Kellner. "Das haben einige Wirte genutzt, um die Preise etwas anzuheben. Ihnen blieb aber gar nichts anderes übrig", sagt Pfenniger. 

Kosten für Masken und mehr tragen die Kunden

Auch Barbara Motz von der Brückenschänke in Sebnitz  bestätigt das: "Es hat schlagartig enorme Preissteigerungen bei der nötigen Coronaschutz-Ausrüstung gegeben. Zum Beispiel für Schutzscheiben im Kassenbereich aus Plaste, für 160 Euro. Es musste Hände-Desinfektionsmittel, der halbe Liter für 20 Euro gekauft werden. Und auch die entstehenden Kosten für Masken und Schilder müssen umgelegt werden."

Kunden sollten nicht denken, dass mit der Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen für kurze Zeit der Reichtum unter den Gastronomen ausbrechen würde. "Das ist nur eine Liquiditätshilfe, die keinesfalls unsere Ausfälle kompensiert", betont die Gastwirtin gegenüber Sächsische.de. Ein weiteres Gaststättensterben, besonders auf dem Lande, müsse verhindert werden. Hohe Qualität, regionale Bio-Lebensmittel und höhere Löhne für die Mitarbeiter müssten von den Gästen getragen werden, sonst sterbe die Gastronomie aus, sagt auch Thomas Pfenniger. 

Er weist zudem darauf hin, dass die Senkung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent erst ab dem 1. Juli gelte und nach einem Jahr wieder aufgehoben werden soll. Dann müssten Speisen, die im Sitzen eingenommen werden wieder mit 19 Prozent Mehrwertsteuer abgerechnet werden und nur beim Außer-Haus-Verkauf blieben die sieben Prozent bestehen. Pfenniger wolle sich aber dafür einsetzten, dass dieser Unterschied auch nach 2021 aufgehoben und der einheitliche Steuersatz von sieben Prozent bleibt.

Nur halber Umsatz möglich

Im Kirnitzschtal musste die Wirtin der Gaststätte Lichtenhainer Wasserfall, Elisabeth König die Preise auch leicht anheben, wie sie Sächsische.de sagt: "Wir müssen die Hygiene-Auflagen finanzieren. Außerdem sind Lebensmittel, wie Schweinefleisch, Käse und Toilettenpapier teurer geworden." Ein Softeis kostet dort nun 2,20 Euro, eine Kugel Eis 1,50 Euro.  Bier gäbe es im Biergarten für Selbstabholer für 3,80 Euro im Mehrwegbecher und mit Bedienung im Glas für 4,50 Euro. 

Inhaberin Elisabeth König begründet weiter: "Wir können nur 50 Prozent vom Umsatz vor Corona wieder erwirtschaften, da uns die Plätze fehlen." Vor allem innerhalb des Restaurants stehen nur noch die Hälfte der ursprünglichen Tische zur Verfügung: "Außen konnten wir im Grunde die Kapazität beibehalten, da wir viel Stellfläche haben", sagt sie weiter. 

Es bedürfe eines eigenen Rettungsschirms für die deutschen Gastronomen, fordert sie vorsichtig: "Wir schlittern von einem Kredit in den nächsten."  Auch der DJ würde nun ein höheres Honorar verlangen, da er lange Zeit nicht arbeiten konnte und große Familienfeiern, die im kommenden Jahr stattfinden, würden sicherlich um bis zu 50 Prozent teurer werden. Die Gaststätte "Lichtenhainer Wasserfall" wird am langen Himmelfahrt-Wochenende von 11 bis 22 Uhr öffnen und Elisabeth König hofft dennoch auf viele Gäste. Eine Reservierung sei nicht nötig.

Der Berggasthof "Götzinger Höhe" bei Neustadt behält seine Preise vorerst bei. Man schaue, wie die Gäste das Angebot nach der Corona-Pause annehmen werden.

Im "Gasthaus Entrich" in Rugiswalde wird bislang auch noch nicht an der Preisschraube gedreht: "Wir haben bisher nur einen höheren Bierpreis für die Außenbewirtung zum Männertag geplant", sagt Dana Streicher. "Weil wir extra Plastikbecher kaufen mussten, kostet der halbe Liter Bier draußen 3,50 Euro, am Tisch im Glas aber nur 3,20 Euro. Die Kugel Eis werde mit 1,30 Euro berechnet. Auch hier will die Wirtin schauen, ob die Besucherzahl ausreicht, um von den Einnahmen Leben zu können.

Arbeitsagentur erwartet sinkende Kaufkraft

Bleibt zu hoffen, dass sich trotz der erwarteten Arbeitslosigkeit die Sachsen den Besuch im Restaurant auch weiterhin leisten können. Das wissenschaftliche Institut der Bundesagentur für Arbeit “IAB” erwartet nach derzeitigem Stand bis zu drei Millionen Arbeitslose in ganz Deutschland und damit einhergehend weniger Kaufkraft. Im Mai vor einem Jahr gab es bundesweit 2,2 Millionen Arbeitslose.

In Sachsen haben seit dem Lockdown im März rund 47.000 Betriebe Kurzarbeit für mehr als eine halbe Million Mitarbeiter angezeigt. Dies seien 42 Prozent aller etwa 111.500 Betriebe in Sachsen, teilte die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Chemnitz Anfang Mai mit. Betroffen davon seien mehr als 521.000 Menschen und damit etwa jeder dritte Arbeitnehmer im Freistaat.

Noch mehr Nachrichten aus Pirna, Freital, Dippoldiswalde und Sebnitz.