Von Ralph Schermann
Im Mini-Pool wird Feuerwehrmann „Oberwichtig“ ungeduldig: „Wo bleibt mein Badewasser?“ Die Ortsfeuerwehr Stadtmitte greift ein – erst mit der Kübelspritze, dann mit dem Strahlrohr. Zum Schluss kaspern alle Kameraden durchs Bassin.


Nur wenige Minuten dauert der Video-Schnipsel, der auf der Internet-Plattform Youtube schon weit über tausendmal angeklickt wurde. Er reiht sich ein in ein Phänomen, das vor ein paar Wochen aus den USA nach Europa schwappte und jetzt auch den Landkreis Görlitz erreichte. Es heißt Cold Water Challenge. Bei dieser Kalt-Wasser-Herausforderung sollen Feuerwehren und Hilfsorganisationen möglichst originell den Umgang mit Wasser filmen. Die Wehren und Ortsgruppen nominieren sich dabei gegenseitig, denn Cold Water Challenge baut auf die Kettenreaktion: Wer einen Clip eingestellt hat, nominiert bis zu drei andere Gruppen. Diese müssen dann binnen 48 Stunden ein eigenes Jux-Filmchen mit mindestens vier Personen produzieren – oder der nominierenden Truppe eine Grillparty organisieren.
Filme und Partys gab es deshalb auch in und um Görlitz schon reichlich. Immer wieder kommt dabei Wasser aus Druckschläuchen. Ein Clip zeigt Wehrleute dabei fast als Stripper, die FFw Schöpstal besprüht ihren Einsatzleiter, und das Görlitzer THW geleitet sogar einen von Zugführer Andreas Otte erfundenen Weltraumfahrer an die Neiße, der dort dann Helfer jubelnd ins Wasser schubst.
Nicht alle finden den Spaß mittlerweile gut. Nachdem bei einem Jux-Wettbewerb in Stuttgart ein Helfer ums Leben kam, haben die Innenministerien in Bayern und Baden-Württemberg den Cold Water Challenge für ihre Feuerwehren und Hilfsorganisationen untersagt. Mehrere Versicherer machen darauf aufmerksam, dass sie den Kameraden bei solchen Spielchen keinen Unfallschutz gewähren. Führungskräfte der Feuerwehren wurden aufgefordert, über Gefahren beim eigentlich unzulässigen Bespritzen von Personen mit dem Wasserstrahl aufzuklären. Zwar scheint der Spaß vor allem beim Helfernachwuchs gut anzukommen, zur Außenwirkung aber wurde auch Kritik laut. Daniel Reichstein vom Görlitzer THW kennt sie: „Angeblich würde mit Steuermitteln beschaffte Ausrüstung missbraucht, würden die Helfer damit ihr professionelles Ansehen schmälern.“ Er wie auch örtliche Wehrleiter sehen das aber anders: „Es wird vor allem gezeigt, dass der Dienst im Ehrenamt auch Spaß machen kann. Und das ist wichtig, vor allem in Zeiten, in denen neue Mitglieder dringend gesucht werden.“ Andreas Otte findet sogar: „Wenn es uns nützt, darf es auch mal ein bissel irrsinnig sein.“
So hat es vielleicht auch der Malteser Hilfsdienst verstanden. In seinem Görlitzer Video zeigt er „erstmals die geheime Quelle im Keller der Dienststelle auf dem Mühlweg“. Zu sehen ist, wie dort Wasser auf Trinkflaschen gezogen wird, für die das DRK ein wichtiger Großabnehmer sei. Die Abfüllung ist jedoch mehr ein schöpferischer Prozess – aus der Kloschüssel.
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