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Hoffnung für Dresdens Dampfer

Seit Ende Mai werden Investoren gesucht, die die Flotte retten. Inzwischen haben sich mehrere gemeldet. Zwei angebliche Millionäre waren aber nicht dabei.

Von Christoph Springer
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Die Dampfer fahren. Damit das so bleibt, braucht die Flotte neue Geldgeber.
Die Dampfer fahren. Damit das so bleibt, braucht die Flotte neue Geldgeber. © Archiv/Jürgen Lösel

Dresden. Burkhard Jung braucht Ruhe für seine Arbeit. Dazu gehört, dass die Schiffe fahren und Geld verdienen. Dazu gehört, dass das Gastrogeschäft im Zoo läuft und im Pinguincafé Betrieb ist. Und dazu gehört auch, dass wieder Gäste im Flughafen bewirtet werden. Denn nur so kann die Sächsische Dampfschiffahrt (SDS) überleben. 

Die Rechnungen, die täglich ins Haus kommen, müssen bezahlt werden. Diesel, Grundprodukte für die Gastronomie, Getränke - das alles gehört dazu. Der Sanierungsgeschäftsführer ist zufrieden. "Das Wichtigste ist, den Betrieb aufrecht zu erhalten", sagt der Berliner, der zurzeit häufig in Dresden ist. "Die Schiffe fahren, wir haben Gäste, wir haben Glück mit dem Wetter", beschreibt er das Tagesgeschäft auf der Elbe. "Wir freuen uns, bei den betriebswirtschaftlichen Zahlen liegen wir im Plan." 

Burkhard Jung sucht Investoren für die Dresdner Flotte.
Burkhard Jung sucht Investoren für die Dresdner Flotte. © Archiv/Sven Ellger

Dieser Plan ist eine Herausforderung. Trotz Corona-Beschränkungen, weniger Plätzen an Bord und einem eingedampften Gastroangebot müssen die Dampfer und Salonschiffe mindestens kostendeckend fahren, bestenfalls aber ein Plus machen. Das funktioniert, sagt Jung. "Wir haben mit Corona geplant." Damit gibt er zu verstehen: Zurzeit müssen die Sitzplätze auf den Dampfern gar nicht ausgebucht sein, um die finanziellen Erwartungen zu erfüllen. 

Dass Wetter und Elbepegel gerade perfekt sind für Ausflüge mit dem Schiffen, sieht er deshalb mit einem lachenden und einem weinenden Auge. "In der Woche tun uns die Corona-Beschränkungen gar nicht so weh, am Wochenende schon." Werktags sind die Schiffstouren also ohnehin nicht so gefragt, dass jeder Platz besetzt werden könnte. Am Wochenende dagegen ist die Nachfrage mitunter größer, als das eingeschränkte Platzangebot hergibt. "Und uns fehlen die Charterfahrten, das läuft deutlich unterdurchschnittlich." Das Gastrogeschäft im Zoo habe dagegen fast schon wieder das Normalmaß erreicht. Nur im Flughafen ist noch geschlossen. "Wir warten darauf, dass es losgeht."

Jung braucht Ruhe, denn sein Geschäft ist eines, bei dem beste Kontakte, Vertrauen, Verhandlungsgeschick, Fingerspitzengefühl und vielleicht auch etwas Glück nötig sind. Und vor allem keine öffentlichen Diskussionen. Deshalb beantwortet er Presseanfragen so genau wie möglich und so detailliert wie gerade nötig. 

Ja, es gibt Investoren, die sich für die Flotte interessieren, sagt Jung. "Mehr als einen und weniger als zehn." Manche hätten sich selbst gemeldet, andere habe sein Unternehmen "Restrukturierungspartner" angesprochen. Sie alle seien ernsthaft und seriös. Mehr sagt er nicht. Nur das noch: Die zwei angeblichen Millionäre, die kürzlich Dampfer gefahren sind und danach gegenüber einer Tageszeitung bekundet haben sollen, dass sie die Flotte retten wollen, gehören nicht dazu. "Sie haben sich nicht gemeldet, wir haben keinen Kontakt und versuchen mal, herauszufinden, wer das war."

Zwei Mal hat sich inzwischen der Gläubigerausschuss getroffen. Er vertritt die Firmen und Personen, denen die Flotte Geld schuldet. Fünf Personen gehören dazu, große und kleine Gläubiger, das Germium sei repräsentativ und gesetzeskonform zusammengesetzt, sagt Jung. Chef ist Frank-Rüdiger Scheffler. Der Jurist aus der Dresdner Kanzlei Tiefenbacher Rechtsanwälte wurde vom Amtsgericht Dresden als sogenannter Sachwalter bestellt. Er überwacht im Auftrag des Gerichts und aus Sicht der Gläubiger die Insolvenz in Eigenverwaltung. Ein ebenso diffiziler Job wie der von Burkhard Jung.

Die eigentlichen SDS-Geschäftsführer Karin Hildebrand und Jeffrey Pötzsch agieren derweil im Hintergrund. Sie sind für das Tagesgeschäft verantwortlich. Dazu gehörte kürzlich die Entscheidung, dass nun täglich auch wieder ein Schiff von Dresden nach Meißen und zurück fährt. Und in der Sächsischen Schweiz ist die Flotte inzwischen auch wieder unterwegs. Die Dampfer Pillnitz und Meissen sorgen zwischen Pirna und Bad Schandau dafür, dass trotz der finanziellen Schwierigkeiten der Flotte so etwas wie Normalität einkehrt.

Bis Ende August müssen sich auch die Mitarbeiter des Unternehmens keine Sorgen machen. Die Gehälter werden gezahlt, sie kommen derzeit aus dem Insolvenzgeld, das die Arbeitsagentur überweist. "Unser Ziel ist es, so schnell wie möglich Klarheit zu haben", sagt Jung. Schön wäre, wenn das schon bis Ende August gelingt, "es kann aber auch länger dauern." 

Wird nichts daraus innerhalb der insgesamt drei Monate, in denen die Gehälter sicher sind, bedeutet das noch nicht das Aus für die Unternehmensgruppe, erklärt Jung. Auch für potenzielle Investoren werde es dadurch nicht teurer. "Für einen Investor kostet es das, was er bereit ist, zu zahlen." Wie viele Millionen das sein müssen, hat Jung bisher noch nicht gesagt. 

Fest steht aber: Als die Geschäftsführung Ende Mai Insolvenzantrag stellte, war das Unternehmen zahlungsunfähig, weil eine Million Euro fehlte, die eigentlich von der Sächsischen Aufbaubank erwartet wurde. Jung muss also Geldgeber finden, die mindestens einen einstelligen Millionenbetrag investieren. Geht es nach seinem eigenen Zeitplan, hat er dafür noch etwa neun Wochen lang Zeit.

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