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Richtungswechsel auf der Tornaer Straße

Die Anwohner staunen nicht schlecht über die geänderte Fahrbahnmarkierung. Die Stadt räumt einen Fehler ein.

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© Christian Juppe

Von Nora Domschke

Kurt Platzbecker glaubt seinen Augen kaum, als er an diesem Montag vor seine Haustür in der Tornaer Straße tritt. Irgendetwas ist anders, doch es dauert einen Moment, bis er den Fehler erkennt: Es sind die Richtungspfeile auf dem Asphalt, die den Autofahrern an der Kreuzung zur Dohnaer Straße zeigen, in welche Fahrspur sie sich einordnen müssen.

Auf der linken: ein Pfeil, der nach links und geradeaus weist. Auf der rechten: ein Pfeil für Rechtsabbieger. Genau gegen diese Regelung hatte der Rentner viele Jahre lang gekämpft, unzählige Schreiben an das Straßen- und Tiefbauamt (STA) verfasst, Niederlagen eingesteckt – bis er Ende 2013 endlich den ersehnten Brief auf dem Tisch hat: Die linke Spur soll nur den Linksabbiegern vorbehalten sein, wer geradeaus fahren oder rechts abbiegen will, nutzt die rechte Spur. Tatsächlich rückten im Frühjahr 2014 die Männer vom STA an und pinselten die neuen Pfeile auf die Straße. Mit dem Ergebnis: Die langen Autoschlangen, die sich täglich vor Platzbeckers Wohnhaus bildeten, nahmen deutlich ab.

„Bei der alten Regelung warteten bis zu 40 Autos und Lkw an der Ampel“, erinnert sich der Tornaer, der selbst noch hinter dem Steuer sitzt und damals oft schon an der Reicker Straße im Stau steht. Das bestätigt auch Elke Wendorffer. Sie lebt seit mehr als 15 Jahren an der Tornaer Straße – für sie gehörte die Autokolonne zum täglichen Bild beim Blick aus dem Wohnzimmerfenster. „Als die Pfeile im vergangenen Jahr geändert wurden, war es deutlich entspannter.“ Zwar ist die Verkehrssituation auch mit der neuen Regelung schwierig, denn eine Reihe parkender Autos verengt die sieben Meter breite Fahrbahn auf fünf Meter – zu eng für zwei Pkws, die sich begegnen. Die Ausweichmanöver verlängerten den Stau zusätzlich. Noch komplizierter ist es, wenn sich Lkw und Linienbus auf der stark befahrenen Straße treffen. Etwa 11 800 Fahrzeuge nutzen täglich die Verbindung zwischen Reicker und Dohnaer Straße, vier Prozent davon sind schwere Lkw mit mehr als sieben Tonnen Gewicht.

„Besonders schlimm ist der Lkw-Verkehr seit dem Bau der Autobahn 17“, schildert Elke Wendorffer ihre Beobachtungen. Das liegt auch daran, dass viele Betriebe des nahe gelegenen Reicker Gewerbegebietes beliefert werden müssen. Wenn die Brummifahrer zur Autobahn zurückfahren, stehen sie dann an der Ampel in der Tornaer Straße, um links in die Dohnaer Straße einzubiegen und zum A 17-Anschluss zu kommen. Mit der neuen Regelung wurden nun zumindest die Geradeausfahrer nicht mehr behindert. Umso größer der Schreck, als die 74-Jährige am Wochenanfang den Richtungswechsel bemerkt. Weil dieser Teil der Tornaer Straße am vergangenen Wochenende saniert und mit neuem Asphalt versehen wurde, mussten auch die Pfeile wieder aufgemalt werden – nur waren es eben die falschen. „Ich fühlte mich wirklich verschaukelt“, sagt Elke Wendorffer. Aufgeregt meldet sich die Rentnerin sofort bei der SZ, schimpft erbost auf die zuständige Behörde und bittet um Hilfe.

Auf Nachfrage räumte Straßenbauamtschef Reinhard Koettnitz den Fehler gestern ein. „Im Rahmen der Bauarbeiten in der Dohnaer Straße wurde an der Kreuzung zur Tornaer Straße in der nördlichen Zufahrt fälschlicherweise die alte Fahrspurmarkierung aufgebracht.“ Das sei dem STA bereits bekannt – nun soll der Fehler umgehend behoben werden. Nicht ganz so schnell wird sich wohl die Parksituation in der engen Straße ändern. Da sei nichts geplant, so Koettnitz. Ebenso wenig ein Lkw-Verbot, denn die Tornaer Straße sei für eine Buslinie und damit auch für Schwerlastverkehr ausgelegt. Wenigstens geht’s an der Ampel bald wieder etwas schneller.