Riecht der Whisky etwa nach Elbe?

Von Beate Erler
Elbland. Whisky und Wasser passen gut zusammen. Er wird auch das „Wasser des Lebens“ genannt. Zwischen den einzelnen Kostproben spülen Kenner mit etwas Wasser nach, um den Geschmack zu neutralisieren. Und sicher auch, um den Umdrehungen etwas entgegenzusetzen. Und auch bei Verkostungen stehen Wassergläser mit Pipette zum Verdünnen der starken Spirituose bereit.
Also haben Peter Krampen und Ralf Morgenstern im letzten Jahr zum ersten Mal das Whisky-Festival zum Teil auf die Elbe verlegt. Das lief so gut, dass am Samstag zum zehnten Jubiläum der Dampfer gleich acht Mal ablegte. „Die Touren sind fast alle ausgebucht“, sagt Peter Krampen, der den ganzen Tag an Bord ist. Eine ist komplett besetzt: Kein Wunder, denn auf der „Gentle Noses Tour“ werden vier über 30 Jahre alte Whiskys probiert. „Da sind Flaschen dabei, die im Geschäft einen vierstelligen Betrag kosten“, sagt der Wirt der Schmiede und Veranstalter des Festivals.
Mit etwa 2.000 Besuchern an beiden Tagen rechnet er auch dieses Jahr wieder. Die Whisky-Fans kommen extra aus ganz Deutschland und sogar darüber hinaus. Peter Krampen blättert im Bordbuch: „Wir wissen nicht von allen Gästen, wo sie herkommen“, sagt er, „aber wir haben Reservierungen aus der Schweiz, Österreich, Aschaffenburg, Göttingen, Leverkusen und auch aus Ortschaften, von denen wir noch nie etwas gehört haben.“
Etwa 35 Aussteller mit internationalen Spezialitäten stehen im Hotel Goldener Anker bereit. An beiden Tagen gibt es Seminare mit Brennerei-Vertretern und Importeuren, bei denen die Liebhaber über Fassstärken, Reifung in Sherry-Fässern oder über Sonderabfüllungen fachsimpeln und natürlich probieren und kaufen.
An Bord der „Leipzig“ haben es sich unter Deck 22 Gäste bequem gemacht, die etwas mehr über „Whiskys made in Germany“ erfahren wollen. Auf der Tour, die halb drei startet, gibt es zur gleichen Zeit noch zwei weitere Themenfahrten. Bei echten Whiskyliebhabern haben die deutschen Destillerien keinen leichten Stand, aber der Referent Felix Jedlicka wäre nicht gekommen, wenn die drei zur Verkostung stehenden Sorten nicht gut wären, sagt er.
Vor ihm auf der Theke stehen drei Flaschen, von denen die Gäste während der Fahrt probieren dürfen. Deutsche Whiskys werden immer beliebter, auch wenn sie noch in den Kinderschuhen stecken. Mittlerweile gibt es deutschlandweit schon 300 Brennereien. „Einige von ihnen versuchen, Whiskys zu machen“, betont der Whiskybotschafter aus Chemnitz.
Der Erste, den der Schiffskellner in zwei Zentilitern ausschenkt, heißt „Stork Club“ und kommt aus dem Spreewald. „So richtig passt er geschmacklich nicht zur Jahres- und Tageszeit“, sagt Felix Jedlicka. Der gold-gelbe Single-Malt ist ideal für einen Kaminabend, hat eine leichte Süße und ein Aroma von weihnachtlichen Gewürzen. Die Gäste riechen, lange bevor sie die Gläser ansetzen. Sie nippen, zwischendurch kauen sie etwas Weißbrot. „Na, wie schmeckt Ihnen dieser Whisky“, fragt der Botschafter. Erst im vergangenen Jahr hat die Brennerei aus dem Spreewald den World Whisky Award für den besten Dry-Whisky gewonnen.
Ein Pärchen aus Dresden ist bei der Verkostung dabei. Er ist gebürtiger Berliner und großer Whiskyliebhaber. Das wissen auch die Freunde und haben ihm die Fahrt zum Geburtstag geschenkt. Die erste Sorte hat ihnen sehr gut geschmeckt, obwohl der Kenner schottische Whiskys am liebsten mag. „Die sind so schön komplex, und man schmeckt viele unterschiedlichste Aromen heraus“, sagt er. Am Abend wollen sie sich noch einen Vortrag anhören und natürlich Whisky kaufen.
Die zweite Probe ist dann etwas für die Einheimischen. Zum fünften Jubiläum 2014 wurde ein Jubiläumswhisky gebrannt, den die Gäste heute zum ersten Mal probieren dürfen. Er lagerte in Radebeul und Reichenbach in einem Octomore-Fass. Deshalb schmeckt er sehr rauchig. Die Meißner Spezialitätenbrennerei hat 548 Flaschen abgefüllt. Die Meinungen an Bord gehen auseinander: „Riecht nach Elbe“, witzeln die Einen, „schmeckt etwas zu rauchig“, finden die Anderen.