Wo entsteht Riesas nächster Markt?

Riesa. Im Riesaer Stadtgebiet fehlt es an einem qualitativ hochwertigen Lebensmittelhändler. Zu diesem Schluss kommt das Einzelhandelskonzept, das den Stadträten am Mittwoch zur Abstimmung vorgelegt werden soll. Die Aussage des Gutachtens ist eindeutig: Während die Stadt quantitativ gut versorgt sei, herrsche "hinsichtlich eines modernen und attraktiven Vollsortimenters mit hoher Service- und Frischekompetenz" Nachholbedarf.
Sowohl der Real im Riesapark als auch Kaufland in der Elbgalerie könnten diese Aufgabe nicht übernehmen, so die Autoren des Konzepts. Die Aussage ist klar: Einen neuen Vollsortimenter könne die Stadt gut gebrauchen. Vor diesem Hintergrund geben die Autoren auch eine Empfehlung dafür ab, welche Standorte die Stadt für den Einzelhandel erschließen sollte - und welche besser nicht.

Absage an den Markt in Altriesa
Schon vor zwei Jahren hatte die SZ darüber berichtet, dass eine Projektentwicklungsgesellschaft einen Markt nach Altriesa holen will. Nachdem der Discounter an der Meißner Straße sowie der Lidl an der Stegerstraße geschlossen hatten, fehlte in dem Wohngebiet über Jahre hinweg eine solche Einkaufsmöglichkeit. Anfang 2018 führte die Stadt Verhandlungen darüber. Sichtbar passiert ist an der Stelle seitdem nichts. Nachdem die Stadt eine Bauvoranfrage abgelehnt hatte, muss nun die Landesdirektion Sachsen entscheiden, ob es dort weitergehen kann. Ein entsprechender Antrag liege vor, bestätigt Sprecher Ingolf Ulrich. "Über den Widerspruch wurde noch nicht entschieden."
Im Entwurf für Riesas Einzelhandelskonzept wird der Standort in Altriesa kritisch bewertet. Zum einen liege er zu weit von der Innenstadt entfernt, sei nicht Teil der Lauf- und Sichtachse der Hauptstraße, man eröffne somit einen zusätzlichen Einzelhandelsstandort in Streulage. Genau davon raten die Experten aber ab. Die Nahversorgung sei durch die beiden Discounter an der August-Bebel-Straße schon hinreichend gesichert.

Einer von diesen beiden Händlern will seine Filiale zudem in der nächsten Zeit ausbauen: Lidl plant laut Gutachten eine Erweiterung um 400 Quadratmeter Verkaufsfläche. Das würde marktgängigen Größen entsprechen, heißt es. Dieser Standort leiste wiederum einen wichtigen Beitrag zur wohnortnahen Grundversorgung. "Eine Absicherung des Standorts durch eine Modernisierung/Erweiterung steht somit im Einklang mit dem Einzelhandelskonzept."
Das Nahversorgungszentrum an der Pausitzer Straße, bestehend aus einem Edeka samt Backshop und einem Aldi, bewerten Lademann und Partner positiv - nicht zuletzt, weil ein solcher Vollsortimenter die Lücke in diesem Segment schließen würde. Gleichzeitig sei damit die fußläufige Versorgung in der Innenstadt sichergestellt.

Ob es am Ende auch so kommt, ist allerdings offen, denn nach wie vor gibt es gegen das Vorhaben Widerstand. Anwohner hatten Unterschriften gesammelt, auch Stadträte äußerten sich zuletzt skeptisch, verwiesen etwa auf Konkurrenz zum Kaufland. Im Stadtrat flog das Thema von der Tagesordnung - auch mit Verweis auf das Einzelhandelskonzept. Es solle "Grundlage für eine Meinungsbildung der Räte zum gesamten Thema Einzelhandel in Riesa sein", heißt es aus der Stadtverwaltung. "Daraus wird sich auch ergeben, wie sie sich zu den verschiedenen konkreten Vorhaben positionieren, also auch zu Pausitzer Str./Widmann und zu Altriesa.
Wird am Mittwoch wirklich beschlossen?
Ausgeräumt sind die Zweifel nicht bei allen Räten. Gunnar Hoffmann (Gemeinsam für Riesa) erklärte am Montag nochmals, er stehe dem Edeka-Vorhaben zwar grundsätzlich positiv gegenüber. Gleichzeitig leuchte ihm aber nicht ein, wie der Lidl an der August-Bebel-Straße noch als Nahversorgung für Altriesa herhalten kann. "Das mag für einige Bereiche noch zutreffen. Aber beispielsweise von der Stadtgärtnerei bis dort vor, das ist schon ein Stück." Dazu gebe es auch grundsätzliche Bedenken gegen das Konzept in seiner jetzigen Form. "Der innerstädtische Handel kommt in den Empfehlungen völlig zu kurz." Stattdessen spiele dort fast nur das Thema Märkte eine Rolle.
Ob es am Mittwochabend dazu kommt, ist aber zweifelhaft. Nach übereinstimmenden Berichten war das Konzept in den Ausschüssen heftig diskutiert worden, sodass die Debatte noch einmal vertagt werden könnte. Die Stadtverwaltung wollte sich auf Anfrage dazu mit Verweis auf Interna nicht näher äußern. Die Tagesordnung bleibe wie geplant, hieß es lediglich.