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Riesa widmet sich einer Legende

Schwarz, rund, unverwechselbar: Schallplatten von Amiga haben Generationen geprägt. Jetzt kommen sie ins Museum.

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Das waren Zeiten: Brigitte Bock vom Riesaer Stadtmuseum sortiert Schallplatten für die aktuelle Sonderausstellung 70 Jahre Amiga. Damit öffnet das Museum am 5. Mai wieder für die Öffentlichkeit.
Das waren Zeiten: Brigitte Bock vom Riesaer Stadtmuseum sortiert Schallplatten für die aktuelle Sonderausstellung 70 Jahre Amiga. Damit öffnet das Museum am 5. Mai wieder für die Öffentlichkeit. © Sebastian Schultz

Riesa. Nach fast zwei Monaten coronabedingter Schließzeit präsentiert das Stadtmuseum Riesa ab Dienstag, 5. Mai, eine neue Sonderausstellung. Riesa ist nach Bernburg, Parchim und Halle die vierte Station der Jubiläumsschau „70 Jahre Amiga. Mythos und Kult des ersten deutschen Schallplattenlabels“. Gestaltet wurde sie vom Bernburger Museologen Torsten Sielmon zusammen mit dem Labelmanager Jörg Stempel.

Erzählt wird die deutsche Schallplattengeschichte, die ihren Ursprung in einer Erfindung des deutschen Auswanderers Emil Berliner von 1887 hat: Mit seiner in den USA zunächst aus Zinkblech, später aus Hartgummi und ab 1895 aus Schellack entwickelten flachen Scheibe stand ein völlig neuer Tonträger zur Musikkonservierung zur Verfügung.

Ohne Gott geht nichts: Wohl kaum eine DDR-Schallplattensammlung kommt ohne eine LP von Karel Gott aus.
Ohne Gott geht nichts: Wohl kaum eine DDR-Schallplattensammlung kommt ohne eine LP von Karel Gott aus. © Sebastian Schultz

60 Jahre später, am 18. März 1947, wird in Berlin die „Lied der Zeit Schallplattengesellschaft“ gegründet. Das war die Geburtsstunde des heute unter dem Namen Amiga bekannten Labels. Einer der ersten drei Gesellschafter ist der Sänger und Schauspieler Ernst Busch. 

Auf die erste von Amiga herausgegebene Schallplatte, die auch in der Ausstellung zu sehen ist, wurde das Lied von den Capri-Fischern gepresst. 1954 erfolgt die Umwandlung in VEB Deutsche Schallplatten Berlin, der fortan alle Veröffentlichungen von Populärmusik in der DDR realisiert. 

Während Eterna für die klassische Musik und ab 1962 Litera für Wortbeiträge zuständig war, produziert Amiga Schlager-, Jazz-, Volksmusik-, Chansons-, Beat-, Pop- und Rocktonträger. Nach 1990 wird der Betrieb in die Deutsche Schallplatten Berlin GmbH überführt und produziert nach einigen Turbulenzen über 60 neue Ton- und Bildträger. Mittlerweile fungiert das Label Amiga als Bestandteil des Großkonzerns Sony Music.

Besucher können den Weg durch die Jahrzehnte in der Ausstellung nachvollziehen. Sie vermittelt nicht nur Fakten und Episoden aus der bis in die Gegenwart reichenden Amiga-Geschichte, sondern präsentiert auch viele Schallplatten der unterschiedlichen Genres und Epochen.

Vor allem aber weckt die Sonderschau Erinnerungen an Schlagerstars - wie Fred Frohberg, Andreas Holm, Bärbel Wachholz, Helga Brauer, Helga Hahnemann oder Frank Schöbel, an Rocklegenden - wie Renft, Karat, Silly oder City und an Popstars - wie Ute Freudenberg, Veronika Fischer, IC Falkenberg, Thomas Natschinski, Wolfgang Ziegler und viele andere.

Töne aus dem Westen: Amiga machte es mit Lizenzplatten möglich, sich auch die Beatles akustisch in die DDR zu holen.
Töne aus dem Westen: Amiga machte es mit Lizenzplatten möglich, sich auch die Beatles akustisch in die DDR zu holen. © Sebastian Schultz

Bühnenkleidung, Musikinstrumente, Trophäen und ganz persönliche Dinge haben bekannte Sänger und Musiker leihweise für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. Hinzu kommen interessante Leihgaben, die Riesaer Museumsfreunde beigesteuert haben. Darunter z. B. Schallplattenspieler und Kompaktanlagen aus ganz verschiedenen Epochen, eine originale und mit „Herzblut in Eigenbau“ geschaffene Diskoanlage und zahlreiche Berichte über persönliche Erlebnisse mit Amiga-Schallplatten.

Es lohnt sich, die aktuelle Sonderausstellung zu besuchen und eine Zeitreise durch die ostdeutsche Musikgeschichte zu unternehmen. Möglich ist dies dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr sowie sonntags von 14 bis 18 Uhr. (SZ)

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