Von Stefan Lehmann
Wenn René Gollin und Janine Blümel über ihren Parcours auf dem Gut Göhlis sprechen, geraten sie ins Schwärmen. Ein „spannendes Gelände“ sei es, abwechslungsreich und vor allem: groß. Einen gewissen Platz brauche man eben für den Sport, der sich wie eine Mischung aus Golf und Frisbee spielt: Statt Schläger und Ball werden Wurfscheiben verwendet, anstelle des Lochs wird die Scheibe auf einen Korb gespielt. Was sich einfach anhört, hat durchaus seine Finessen, erläutert René Gollin: „Es gibt verschiedene Wurfscheiben, je nachdem, ob ich auf weite oder kurze Distanz treffen muss.“ Sogar Scheiben mit eingebautem Drall gebe es – genau wie eben auch unterschiedliche Schläger beim klassischen Golfspiel.
Auf die kuriose Sportart stieß Gollin über Bekannte in Riesa. Die hatten erstmals in den USA mit dem Spiel zu tun und spielten es auf einer Grünfläche in der Stadt. Seitdem sei er dem Sport verfallen, wie alle seine Mitstreiter. „Wir leben Discgolf, das kann man schon so sagen.“ Einige der Mitglieder nehmen regelmäßig an Meisterschaften teil oder fahren in den Urlaub nach Finnland, nur um dort zu spielen.
Einziger freier Parcours in Sachsen
Das neue Gelände auf Gut Göhlis sei „der erste frei zugängliche Parcours in Sachsen“, sagt René Gollin. 80 solcher Parcours gebe es in ganz Deutschland. Die Suche nach einem geeigneten Standort habe sich lange hingezogen, sagt Gollin: „Seit 2010 kämpfen wir deshalb mit der Stadt.“ Zwischendurch waren zahlreiche andere Orte im Gespräch, an denen die Mitglieder der Interessengemeinschaft ihr Hobby ausüben wollten: der Stadtpark, das alte Waldbad oder der Schlosspark in Seerhausen, selbst Hirschstein. Am Ende sei es oft an baurechtlichen Details gescheitert.
Bis das Bauamt die Discgolfer im vergangenen Jahr an Sprungbrett und damit an das Gut in Riesa-Göhlis verwies. Erstmals seit ihrem Entstehen 2009 hatten die Hobbysportler damit ein Gelände, auf dem sie einen festen Discgolf-Parcours aufbauen konnten. Nicht einmal ein Jahr später könnte sich das allerdings schon wieder ändern. Denn mit dem möglichen Verkauf von Gut Göhlis müssten auch die Discgolfer ihr Areal verlassen. Die Suche wird also wahrscheinlich noch einmal von vorn losgehen müssen. Kein Wunder, dass die Verkaufsentscheidung den Discgolfern nicht sonderlich schmeckt. Immerhin seien bisher 5 000 Euro in den Aufbau des Parcours geflossen – ganz abgesehen von dessen monatelanger Planung. Eigentlich fehlen noch Beschilderungen für den Parcours. So lange Gollin und seine Sportsfreunde sich nicht sicher sind, was nun mit ihnen und dem Gut passiert, werde sich aber nichts tun.
Trotzdem haben die Discgolfer erst vor wenigen Wochen die sieben Zielkörbe auf der Anlage einbetoniert – kurz vor der Stadtratsentscheidung über die Zukunft des Guts. Das sei aber nicht passiert, um die Stadt oder den potenziellen Käufer des Guts zu provozieren, beteuert Gollin. „Wir wollen hier nicht quer treiben, das steht uns nicht im Sinn.“ Er verweist auf den 2014 unterzeichneten Kooperationsvertrag, auf dem die Interessengemeinschaft die Erlaubnis für den Aufbau des Parcours erhalten habe. „Den hat auch die Stadt gegengezeichnet.“ Dass auf dem Gelände jetzt die Körbe einbetoniert wurden, sei deshalb rechtens. „Wir waren sogar gezwungen, das zu tun.“ Denn die Sportgeräte waren zum Teil durch die Sparkasse gefördert worden. „Die Fördergelder waren zweckgebunden, deshalb mussten wir die Mittel ausgeben“, ergänzt Janine Blümel.
Aus Sicht der Discgolfer macht das auch Sinn: „Wir wissen ja noch gar nicht, wie lang es dauert, bis wir wirklich weg müssen“, erklärt Gollin. „Selbst wenn es nur ein halbes Jahr ist – dann haben wir zumindest ein halbes Jahr lang einen richtigen Discgolf-Parcours!“ Die Körbe seien ohnehin schnell wieder aus dem Boden zu entfernen, ohne allzu viel zusätzlichen Aufwand.
Sollte sich so schnell kein neuer Standort finden lassen, würden die Discgolfer wohl mit mobilen Körben spielen, wie sie das in den Jahren zuvor getan haben. Eine Dauerlösung sieht René Gollin darin aber nicht: Ein fester Parcours hätte seiner Ansicht nach den Vorteil, dass die IG dann auch feste Angebote machen könnte, etwa für Kinder – und so auch neue Mitglieder dazukämen. Dass das Interesse da ist, daran besteht für ihn kein Zweifel. Um aber ein richtiges Programm oder gar Turniere auf die Beine zu stellen, brauche es aber eben ein festes Zentrum.