Von Kathrin Schade
„Heute kommt es mir fast so vor, als hätten wir in einem schlechten Abenteuerfilm mitgespielt“, sagt Monika Gnadt. Dabei schaut sie sich gemeinsam mit Ehemann Wilfried die Fotos von ihrem Urlaub in Venezuela an: idyllische Landschaften, romantische Fleckchen und die Dschungelatmosphäre. „Es ist ein wunderschönes Land“, schwärmt die Riesaerin. Doch diese herrlichen Aufnahmen spiegeln nur die eine, die schöne Seite, ihrer dreiwöchigen Erlebnisrundreise in Südamerika wieder. Denn die Bilder der Schreckensstunden vom 13. Februar aus dem Gedächtnis zu verdrängen, das gelingt den Weltenbummlern offensichtlich nicht so schnell. Sonntag Nacht vor drei Wochen wurden 45 deutsche Touristen im Camp Mis Palafitos im Orinoko-Delta von bewaffneten Banditen überfallen und ausgeraubt. Auch Monika und Wilfried Gnadt zählten zu den Opfern.
„Wir waren alle von dem Tripp geschafft und noch verschlafen, als unser Reiseleiter Carlos laut rief: Kommt alle raus, ich habe eine Pistole am Kopf!“ berichtet die 62-Jährige. Es sei so unreell gewesen. Keiner wollte das so recht glauben. „Erst als ich die Pfütze Blut vor mir sah und die Banditen brüllten und in die Luft schossen wurde mir klar: Das ist kein böser Traum. Das passiert wirklich.“ Ehemann Wilfried ergänzt: „Wir mussten uns alle auf den Bauch legen. Doch vorher nahmen uns die Räuber noch Uhren, Schmuck, Geld und Handys ab. Getreten wurden wir Urlauber nicht, aber das einheimische Personal. Carlos blutete stark am Kopf.“ Alle hatten wahnsinnige Angst. Jeder fürchtete um sein Leben. Man sei so machtlos in dieser Situation gewesen, erinnert sich Monika Gnadt nur ungern an dieses Szenario. Drei Stunden später waren die Gangster samt Beute verschwunden.
„Gott sei dank, wir leben!“
„Das Camp war das reinste Chaos. Überall lagen die Klamotten verstreut. Die Banditen hatten es nur auf Wertvolles abgesehen. Auch unsere Kamera mit Teleobjektiv und Monikas Ehering waren weg. Aber das war uns egal. Wir fielen uns alle erleichtert in die Arme. Sagten immer wieder: Gott sei dank, wir leben!“ so Wilfried Gnadt. Die gebuchte Rundreise nach diesem Überfall fortsetzen, das wollte die Reisegruppe offensichtlich nicht. Das Gros entschied sich, den Rest des Urlaubs auf der Insel Margarita zu verbringen. Was vom Reiseveranstalter dann auch mit viel Aufwand und Mühe ermöglicht worden sei, lobt Monika Gnadt. Gemeinsam mit zwei anderen betroffenen Ehepaaren habe man viel über diesen Zwischenfall gesprochen, konnte so den Schock und die Angst etwas abbauen. Aber vergessen wird es diese grauenhafte Nacht wohl nie, ist sich das Ehepaar sicher. Und dennoch, die Gnadts würden wieder Venezuela buchen. „Es ist ein wunderschönes Land. Und wo ist man heute schon noch vor Banditen und Terroristen sicher? Das, was wir erlebt haben, kann uns überall wieder passieren“, sagt Monika Gnadt.
Allerdings, so gesteht die Riesaerin, gehe sie künftige Reisen bewusster an. Ihr Tipp an die Weltenbummler: „Schmuck, Reiseschecks, Kreditkarten und Handy nicht auf Ausflüge mitnehmen. Und nur das nötigste Geld am ganzen Körper verteilen.“