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Riesen-Schlagloch zerstört Reifen von Polizeiwagen

Zum dritten Mal bricht die Straße am Villingenring ein. Zwei marode Kanäle sollen jetzt untersucht werden.

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Von Mario Heinke

Als am Mittwochabend gegen 22 Uhr ein Funkwagen das teilweise unterspülte Kopfsteinpflaster am Villingenring überfuhr, hat sich unter dem Fahrzeug plötzlich ein Loch aufgetan. Die Beamten im VW Touran konnten nicht mehr ausweichen. Beim Durchfahren des Schlagloches sind beide Räder auf der linken Seite des Polzeiautos derart beschädigt worden, dass das Fahrzeug abgeschleppt werden musste. Die beiden Insassen sind unverletzt geblieben, der Sachschaden wird auf 500 Euro geschätzt. Das Loch habe einen Durchmesser von einem Meter gehabt und sei etwa 1,20 Meter tief gewesen, meldet die Polizeidirektion Görlitz.

In diesem Loch auf dem Villingenring ist der Streifenwagen hängen geblieben.  Foto: Thomas Knorr
In diesem Loch auf dem Villingenring ist der Streifenwagen hängen geblieben. Foto: Thomas Knorr

Die Feuerwehr Zittau habe die Gefahrenstelle umgehend gesichert. Das Polizeifahrzeug sei etwa eine Stunde später von der Unfallstelle auf Höhe der Hausnummer 20, dem Gebäude der Volkshochschule, abgeschleppt worden, berichtet ein Augenzeuge. Der Anwohner will zudem beobachtet haben, dass der Villingenring nach Eröffnung des Asylbewerberheimes verstärkt bestreift werde.

Wieder einmal ist ein Straßeneinsturz am Villingenring relativ glimpflich, ohne Personenschäden, ausgegangen. Gar nicht auszudenken, was hätte passieren können, wenn Radfahrer, Fußgänger oder Kinder in dem Loch verschwunden wären. Solch ein Szenario scheint durchaus denkbar, denn erst Anfang Januar ist wenige Meter entfernt, auf Höhe der Hausnummern 16 und 18 ein Gulli eingestürzt. Das Loch ist damals sogar drei Meter tief gewesen. Die Anbindung eines Straßeneinlaufes an den Regenwasserkanal war ausgespült worden, sodass der Gulli eingestürzt ist. Anwohner hatten damals berichtet, dass dies schon der zweite Straßeneinbruch am Villingenring gewesen sei. Bernd Ladisch, Bereichsleiter Wasser- und Abwasser bei den Zittauer Stadtwerken erklärte im Januar auf Nachfrage der SZ, dass man den maroden Kanal im Auge habe und kein Grund zur Sorge bestehe. Die Stadtwerke unterhalten das Kanalnetz im Bereich, Eigentümer ist aber die Stadt Zittau.

Andreas Paape, Leiter des Referates Bauwesen bei der Stadtverwaltung erklärte gestern auf Nachfrage der SZ, dass die Bauverwaltung nun die beiden unter der Straße liegenden Kanäle mit einer Kanal-Kamera untersuchen lassen wird, um den Gesamtzustand zu prüfen, Schäden auszuwerten und zu lokalisieren. Die parallel verlaufenden Schmutz- und Regenwasserkanäle sind nach den vorliegenden Unterlagen in den 1970-Jahren gebaut worden. In der Zeit des Mangels habe man erfahrungsgemäß oft mit minderwertigem Beton gearbeitet, was den schlechten Zustand der Kanäle erkläre. Der Einbruch an genau der Stelle sei reiner Zufall und so etwas könne bei jedem alten Kanal passieren, erklärt Paape.

Insgesamt verfügen Zittau und die Ortsteile über ein Kanalsystem von 180 Kilometern Länge. Die ältesten Kanäle, die in der Zeit von 1870 bis 1880 erbaut worden sind, befinden sich meistens noch in einem tadellosen Zustand. Aber in den Jahren von 1920 bis 1993 sind kaum Sanierungsarbeiten am Kanalsystem vorgenommen worden. Seither habe die Stadt deshalb schon 50 Millionen Euro in die Kanalsanierung gesteckt. Der bestehende Investitionsstau konnte damit aber noch nicht ganz aufgelöst werden, sagt Andreas Paape.

Zwei Mitarbeiter des Olbersdorfer Tiefbauunternehmens Thomas Herwig haben gestern Vormittag begonnen das Loch freizulegen, um die Schäden an den Schmutz- und Regenwasserkanälen zu beseitigen. Der Villingenring bleibt während der Bauarbeiten eine Sackgasse, ist aber bis zum Parkplatz gegenüber dem Gebäude der Volkshochschule befahrbar.