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Riesen-Windräder im Wald

Die UKA baut in Brandenburg einen Windpark im Forst. Im Kreis Meißen gibt es Widerstand gegen ein ähnliches Projekt.

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© UKA

Von Udo Lemke

Radeburg/Finsterwalde. Mirko Pusch zeigt auf das Display im Turm des Windrades, und von weit oben, da wo sich der Generator befindet, ist ein Brummen zu hören. „Wir haben jetzt eine Windgeschwindigkeit von fünf Metern pro Sekunde. Jetzt liefert die Anlage etwa ein Drittel Megawatt, wir brauchten Wind von zehn Metern pro Sekunde, um Volllast zu fahren.“ Mirko Pusch ist für die Entwicklung neuer Windparks bei der Firma Umweltgerechte Kraftanlagen Meißen (UKA) zuständig. Also auch für diesen hier, den Windpark „Göllnitz-Lieskau-Rehain“ in der Nähe von Finsterwalde im Landkreis Elbe-Elster.

Ein Koloss von einem Windradfundament. Er muss an einem Tag gegossen werden, damit der Beton trägt.
Ein Koloss von einem Windradfundament. Er muss an einem Tag gegossen werden, damit der Beton trägt. © Claudia Hübschmann

Es ist einer der größten deutschen Windparks im Wald. Hier stehen 17 Windräder, jedes misst 140 Meter bis zur Nabe, die 56 Meter Länge der Rotorblätter hinzu gerechnet sind sie also 196 Meter hoch. Zusammen liefern sie 52 Megawatt Leistung. Zusätzlich befinden sich fünf weitere Anlagen – die höchsten sind glatt 200 Meter hoch – mit 16,5 Megawatt Gesamtleistung im Bau. Das genüge, um „eine Stadt wie Cottbus mit sauberem und umweltfreundlichem Strom zu versorgen“, heißt es dazu von UKA.

„Heute ziehen wir die Rotorblätter einzeln hoch.“

Für eines der neuen Windräder ist eben das Fundament fertig geworden. Aus dem Brandenburger Sand ragt ein drei Meter hoher kreisrunder Betonkoloss mit einem Durchmesser von 22 Metern. Mehr als 2 000 Tonnen Beton sind hier verbaut worden. „Die Herausforderung besteht darin, das Fundament an einem einzigen Tag zu gießen, weil der Beton gleichmäßig aushärten muss“, erzählt Mirko Pusch. Das heißt, dass 120 Lkw quasi Stoßstange an Stoßstange fahren müssen, um das zu schaffen.

Das Aufstellen eines Windrades dauert etwa eine Woche – vorausgesetzt, es weht kein starker Wind. Früher wurden die drei Rotorblätter auf dem Boden zusammengebaut und im Ganzen hoch zur Nabe gezogen. Bei einem Durchmesser von 112 Metern war dazu ein knapper Hektar Fläche vonnöten, um das Rad auszulegen. „Heute ziehen wir die Rotorblätter einzeln hoch und montieren sie direkt an die Nabe.“

Windräder mitten im Wald, wozu soll das gut sein? Der Abstand zu Wohnhäusern und Ortschaften ist groß, sodass sich niemand durch die Windräder belästigt fühlt, lautet ein Argument. „Die Bäume fungieren als natürlicher Sicht- und Schallschutz“, ist ein anderes. Aber auch im Wald hat UKA umfangreiche Auflagen zu erfüllen. Das reicht vom bis zu Fünffachen an verbrauchter Fläche, die als Ausgleich an anderer Stelle aufgeforstet werden muss, bis hin zum Rückbau der befestigten Wege, wenn das die Gemeinden wünschen.

Bürgerinitiative zieht notfalls vor Gericht gegen den Windpark

„Es ist in Deutschland nicht so häufig, dass ein Windpark entsteht, der so viel Unterstützung bekommt“, hatte UKA-Chef Gernot Gauglitz anlässlich eines Bürgerfestes mit 700 Gästen im August gesagt.

Ganz anders sieht es im Kreis Meißen aus. Hier läuft die Bürgerinitiative Gegenwind Rödernsche Heide Sturm gegen einen geplanten Windpark. Anders als im Brandenburger Kiefernwald, einem reinen Nutzwald, ist die Rödernsche Heide nicht nur ein Naturschutz-, sondern auch ein Naherholungsgebiet, etwa mit dem Brettmühlenteich.

In dem Waldgebiet zwischen Radeburg, Zschorna und Rödern wird der Bau von 17 Windkraftanlagen geplant. Das Argument, der Windpark Göllnitz könne eine Stadt wie Cottbus mit sauberer Energie versorgen, führt BI-Mitglied Henry Tielsch-Sachse ad absurdum: „Wir haben hier um die 2 000 Stunden Wind im Jahr, das Jahr hat aber mehr als 8 700 Stunden.“

Der Radeburger Stadtrat hat jetzt einstimmig gegen einen Windpark in der Rödernschen Heide gestimmt. In der vergangenen Woche hat die Bürgerinitiative Vertreter des Regionalen Planungsverbandes zum Vorort-Termin eingeladen. Und: Die Bürgerinitiative will notfalls vor Gericht gegen den Windpark ziehen.