Ringen um die Zukunft des Rietschener Jugendhauses

Der Schulungsraum im Domizil der Freiwilligen Feuerwehr Hammerstadt füllt sich bis auf den letzten Platz. Rietschens Bürgermeister Ralf Brehmer hat die Bürger des Ortsteils zu einer Einwohnerversammlung eingeladen, um über den geplanten Verkauf des ehemaligen Jugendhauses im Mittelpunkt des Ortsteils an die Einrichtung „Friedersdorf“ bei Görlitz zu informieren.
Seit 20 Jahren werden in dieser Einrichtung, die zur „Umgebinde Erziehungsgesellschaft mbH“ gehört, Jugendliche aus schwierigen sozialen Verhältnissen betreut. In Friedersdorf leben derzeit zwei Mädchen und drei Jungen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren mit ihren Betreuern in einem Umgebindehaus. Da der Reparaturaufwand an diesem Gebäude inzwischen zu groß ist, ist der von der Jugendhilfe anerkannte private Träger auf der Suche nach einem neuen Objekt. Das Haus im Hammerstadt würde, so Michael Hunger als Mitarbeiter und Kaufinteressent, dem Anliegen des Vereins durch seine Lage in einem kleinen Ortsteil entgegenkommen.
Im nicht öffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung am 4. Februar stellt Hunger die Einrichtung sowie ihre Pläne in Hammerstadt vor. Melanie Dürig, die Geschäftsführerin der in Cottbus beheimateten Erziehungsgesellschaft, begleitete ihn.
Brehmer verweist in seinen Ausführungen auf den Beschluss der Gemeinderäte 2018, das Gebäude in Hammerstadt zu verkaufen: „Wir haben dazu eine Ausschreibung veröffentlicht. Auf diese hat sich bisher nur ein Interessent gemeldet und das ist die Einrichtung in Friedersdorf.“Er verstehe die Vorbehalte und Befindlichkeiten der Hammerstädter.
Gleich zu Beginn widerspricht Wolfgang Drabon, Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr Hammerstadt, dem Bürgermeister. Es habe, so sagt er, mehrfach seitens der Wehr Interessenbekundungen für das Gebäude gegeben, die allerdings seitens der Gemeinde abgelehnt worden sind.
Karla Weidland, die Vorsitzende des Vereins Am neuen Schöps zollt zunächst dem Anliegen der Einrichtung Friedersdorf Respekt, indem sie sagt: „Wir sind nicht gegen das vorgestellte Konzept. Denn es ist eine nützliche Arbeit, die mit den Jugendlichen geleistet wird. Uns geht es vielmehr um die Erhaltung des Jugendhauses für den Ort.“ Dazu stellt der Verein gemeinsam mit dem Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr Hammerstadt einen Antrag zur Nutzung des Gebäudes Am Schöps 1, dem ehemaligen Jugendhaus. Diesen Antrag reichen sie zwei Tage vor der Einwohnerversammlung an die Gemeindeverwaltung ein. Selbstkritisch merken die Unterzeichner des Antrages an, dass sie es verpasst haben, bereits schon früher einen Antrag auf eine ordentliche vertragliche Nutzung des Hauses zu stellen.
Gemeinderat trifft die Entscheidung
Bürgermeister Ralf Brehmer fordert den Verein sowie die Feuerwehr auf, das von ihnen verfasste Konzept für eine künftige Nutzung des Jugendhauses zu vertiefen und es zur Diskussion durch den Gemeinderat vorzulegen. Denn letztendlich treffen die Mitglieder des Gemeinderates durch ihren Beschluss eine Entscheidung über die Zukunft des Gebäudes in Hammerstadt. Michael Hunger und Melanie Dürig stellen klar, dass sie keine Konkurrenzsituation im Ort wollen. „Hier treffen offenbar Ressentiments gegenüber den Jugendlichen auf das Bestreben, das Jugendhaus für Hammerstadt zu erhalten“, stellt Michael Hunger fest.