Von Thomas Möckel
Die Flut vom August 2002 war vorüber, die Schäden, die das Wasser hinterließ, waren beseitigt. Familie Mertes, Inhaber des Rathener Erbgerichts, hatte das Haus frisch renoviert, Gäste besuchten wieder rege das Hotel nahe der Elbe.
Dann kam der große Schock: Experten stellten einen Riss in der Giebelseite, die zum Grünbach zeigt, fest. Schuld daran ist der schlechte Baugrund: Das Haus steht, diagnostizierten Experten, auf einem abschüssigen Sandsteinrücken, auf dem sich auch Schwemmsand ablagerte. Das Hochwasser spülte den Sand aus, das Gebäude rutschte fort. Diesem Druck hielten Statik und Bausubstanz nicht Stand: Die Wände rissen. Nun wird das Erbgericht erneut saniert – zum zweiten Mal nach der Flut.
Derzeit sieht das Hotel, bekannt für beste Kost und höfliche Bedienstete, aus wie eine Ruine. Bauarbeiter trugen die Wände bis zur Oberkante des Erdgeschosses ab, um Baufreiheit zu haben. Zudem rissen sie einen Teil des Kellers fort, um unter dem Haus eine so genannte weiße Wanne zu errichten. Das Gebäude steht fortan wie in einem Trog, der es dann vor eindringendem Wasser und Rutschgefahr schützt. „Das ist die Voraussetzung dafür“, sagt Rathens Bürgermeister Thomas Richter, „dass die Statik wieder funktioniert und das Haus neu aufgebaut werden kann.“
Die Gemeinde signalisierte bereits, die Inhaber zu unterstützen, da das Hotel an sensibler Stelle steht: Der Einflugschneise für Touristen. Denen will Richter so schnell wie möglich ein intaktes Ortsbild präsentieren und ist daran interessiert, dass die Fassade bald komplett ist. Momentan ist seine Vorfreude allerdings etwas gedämpft: Eigentlich sollte der Rohbau am 31. April fertig sein. Doch aufgrund des schlechten Wetters verschiebt sich das Finale nach hinten.
Für die Zwischenzeit hat Richter Vorkehrungen getroffen, damit Gäste und einheimische Gewerbler nicht zu stark beeinträchtigt werden. Piloten von Baufahrzeugen, die zum Hotel vordringen wollen, müssen sich zuvor im Haus des Gastes melden. So will der Bürgermeister verhindern, dass mehrere Lkws die schmale Zufahrt verstopfen. Für Notfälle schloss Richter einen Pakt mit Stadt Wehlen: Eilige, beispielsweise Rettungsfahrzeuge, können Rathen über die Straße an der Elbe erreichen und verlassen. Richter will aber verstärkt kontrollieren, dass Unbefugte diese Möglichkeit nicht ausnutzen.