Von Andreas Kirschke
Ein Menschenknäuel stampft, hüpft, klatscht und tanzt auf einer Wiese in Krauschwitz. „Einfach Spitze, dass du da bist“, singen Betreuer und Kinder fröhlich. Eine gehörige Portion Religion, viel Glauben und Fantasie gehören zur spielerischen Erfahrung des „Römerlagers“ – Bürger Roms, Legionäre, Sklaven, Wahrsager und der gestrenge Wachmann Christophorus säumen das Gelände. Um 2 000 Jahre fühlt sich der Gast zurückversetzt. Das Feriencamp des CVJM Krauschwitz gleicht tatsächlich einem Römerlager.
Kostenloses Ferienangebot
Neben dem Aspekt, Wissen zu vermitteln, hat das Römerlager traditionell noch eine ganz besondere Bedeutung. „Wo gibt es das noch – ein kostenloses Ferienangebot für Kinder“, fragt Katrin Schulze aus Neudorf bei Kreba. Doch das Angebot hat nicht so viele Menschen erreicht, wie von einigen erhofft. „Traurig, dass so wenig kommen.“
Aber die, die kamen, haben Spaß und Freude. Schulzes Sohn Julien (9) und dessen Freund Richard (9) aus See wirken wie echte Legionäre. Fantasie steckt in ihren Kostümen. Die Rüstung ist aus Pappe geschnitten. Ein Sieb dient als Helm. Aus der Spitze ragen Borsten eines Rasierpinsels. Gespannt lauschen die Jungs mit den anderen Kindern auf die Geschichte, die die Betreuer nachspielen. Wie ein „roter Faden“ zieht sie sich durch die fünf Tage.
Christenverfolger Saulus wird zum gläubigen Paulus – Dank der Begegnung mit Jesus. An diesem Tag zieht er mit Begleiter Silos in die Garnisonsstadt Philippi. Auch hier erzählt er von Jesus. Er trifft die Purpurhändlerin Lydia. Er befreit eine Sklavin vom bösen Wahrsagergeist. Sie erlangt die Freiheit. „Paulus und Silos landen im Gefängnis“, erläutert Betreuer Thomas Hundt. Die Geschichte geht von Tag zu Tag weiter. „Sie endet in Rom“, sagt Organisator Stefan Kienz, Mitarbeiter des CVJM. „Wir wollen von Jesus weitererzählen.“ Aus der Kirchengemeinde Krauschwitz, der Brüdergemeinde Schleife und Halbendorf, der Brüdergemeinde Bad Muskau und anderen Orten kommen die Kinder. Mancher hat noch nie vom Glauben gehört. „Wir hoffen, dass die Kinder auf unsere Gruppenangebote aufmerksam werden“, sagt Stefan Kienz. Es wirkt wie eine Einladung. „Keiner muss, jeder kann kommen“, betont Thomas Hundt.
Vieles geht nur im Ehrenamt
Seit Jahren engagiert er sich ehrenamtlich im CVJM. Seit 1996 organisiert er Feriencamps wie heute mit. „Das weckt Fantasie. Es macht Spaß, sich auch selbst zu fordern“, erzählt der Forstwirt. „Wir Betreuer spielen nur im Anspiel eine Rolle. Sonst sind wir ganz wir selbst.“
Jeden Tag geht es auch um eine Bibelstelle. Wer sie gut auswendig kann, verdient sich einen Zusatzpunkt. Thomas Hundt hofft auf viele Fragen. Auf Fragen der Kinder an Freunde, Verwandte, Bekannte. „Jeder, der zum Glauben gekommen ist, hat Fragen gestellt – so steht es auch in der Bibel.“ Wie er, bringen sich viele ehrenamtlich ein. Ursula Hubatsch etwa übernimmt die Küche. Andere basteln heute mit den Kindern. Serviettentechnik, Maltechnik und Mosaik-Gipstechnik lernen die jungen Teilnehmer in den Workshops kennen. „Als Ferienbeschäftigung ist das sinnvoll“, findet Betreuerin Michaela Kamenz (17) von der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Bad Muskau.
Die Familie gab den Ausschlag
Etliche CVJM-Camps hat Michaela selbst erlebt. Etwa zum Thema „Indianer“, „Robin Hood“, „Martin Luther“ oder „Goldgräber“. Wie jedesmal sind die Kinder aus verschiedenen Gemeinden zusammenkommen. Besonders schön: „Dass die Kirchengemeinden über den eigenen Tellerrand schauen“, sagt Silke Hoffmann (28). Seit zwei Jahren engagiert sie sich im CVJM. Über ihren Mann fand die frühere Chemnitzerin Zugang. Stephan (17) kam durch die Familie zum CVJM. „Es ist ein freundlicher Umgangston hier“, sagt er. Und so ein Camp garantiere neben dem Spaß auch die Vermittlung von Wissen. „Und im Engagement für andere stärkt man ja auch sich selbst“, sagt Ludwig Hetzel, Kreisjugendwart im Weißwasseraner Kirchenkreis