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Rollstuhlfahrer sind stark benachteiligt

Tagesgesprächmit Bettina Simon

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Frau Simon, wieso liegt ihnen das Thema Behindertenfreundlichkeit so am Herzen?

Ich bin selbst drei Jahre an Krücken gegangen und da habe ich Drehtüren, Treppen und Stufen zum ersten Mal bewusst wahrgenommen und bemerkt, was sie für ein Hindernis sein können. Mir geht es darum, dass behinderte Menschen, so viel wie nur möglich selbstbestimmt erledigen können, also ohne fremde Hilfe.

Deshalb haben Sie Ende Juni einen Behindertenrundgang durch Löbau organisiert.

Richtig. Um herauszubekommen, wie behindertenfreundlich die Stadt ist. Ich war verblüfft, wie sensibel auf den Rundgang und die Ergebnisse reagiert wurde. Bis heute ist auch schon einiges passiert. Die Stadtverwaltung hat beispielsweise Hinweisschilder für Toiletten angebracht. Da Rollstuhlfahrer aus Denkmalschutzgründen nicht ins Rathaus fahren können, müssen sie sich in der Löbau-Info melden. Darauf wird jetzt ebenfalls schriftlich hingewiesen.

Wie haben die anderen Einrichtungen reagiert?

Die Sparkasse war ebenfalls sehr freundlich. Bis Ende des Jahres werden die Toiletten ausgeschildert und Halterungen für Krücken angebracht. Über einen behindertengerechten Geldautomaten wird nachgedacht.

Die Bahn zeigte sich da weniger einsichtig?

Leider ja. Ein Rollstuhlfahrer kann nicht Richtung Dresden fahren, weil er gar nicht auf Gleis zwei gelangen kann. Höchsten illegal, indem er über die Bahnschienen fährt. Die Toiletten sind geschlossen. Nach mehreren Anfragen meinerseits will die Bahn die Situation weiter beobachten und darauf eventuell nächstes Jahr im Rahmen einer Aktion für behindertengerechte Leistungen reagieren.

Wie wollen Sie jetzt weitermachen?

Ich bleibe am Ball. Es muss noch einiges geklärt und vor allem verbessert werden. Ich möchte, dass die Sachen, die auf dem Papier stehen, auch in die Tat umgesetzt und die Menschen für das Thema sensibilisiert werden.

Gespräch: Robert Reuther