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Rosenkrieg im Gerichtssaal

Pirna. Die Ex-Frau eines Anwaltes soll Geld aus der Kanzleischatulle für sich abgezweigt haben.

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Von Thomas Möckel

Die Blicke von Hans und Daniela H. begegnen sich nicht. Er, der Heidenauer Rechtsanwalt mit Kanzlei in Pirna, sieht stets zum Richter. Sie, die gelernte Gastronomin, schaut nach unten und schüttelt manchmal ungläubig den Kopf.

Daniela und Hans H. waren einmal ein Paar, lernten sich 1997 kennen. Im Jahr darauf zog sie bei ihm ein, und Ende 2002 zog sie wieder aus. Im März 2004 wurde die Ehe geschieden. Jetzt verhandelt das Amtsgericht Pirna über die Folgen einer gescheiterten Beziehung.

Die Vorwürfe wiegen schwer: Daniela H. soll, so steht es in der Anklage, in insgesamt 86 Fällen Geld aus der Handkasse der Kanzlei entnommen und für sich privat ausgegeben haben. Hans H. zeigte seine Ex-Frau, die einst in der Kanzlei die Bücher führte, daher wegen Untreue an. Auf rund 42 000 Euro beläuft sich die verschwundene Summe. Laut Anklage nahm Daniela H. meist Summen zwischen 300 und 500 Mark, manchmal auch größere Summen aus der Stahlkassette, in der das Bargeld lagerte. Für die einzelnen Beträge habe sie, so die Anklage, jeweils Quittungen mit der Aufschrift „H.H., Privatentnahme“ in die Schatulle gelegt.

Daniela H. beteuert ihre Unschuld. Bei jedem Vorwurf, den die Staatsanwältin verliest, schüttelt sie den Kopf. Nein, seine Mandantin habe keine Untreue begangen, sagt Verteidiger Wolfgang Weber. Er will das auch begründen. Sein Katalog dafür ist lang.

Dann beginnt er aufzuzählen, wofür die Beträge, die Daniela H. aus der Kasse nahm, verwendet wurden. Sie habe damit, sagt Weber, die Kosten des Lebensunterhalts bezahlt. „Es war sozusagen Haushaltsgeld“, sagt Weber. Im Detail geht es um üppige Partys, Futter und Tierarztkosten für drei Hunde und fünf Katzen, neue Computer oder Urlaubsreisen. Es sei immer mit Hans H. abgesprochen worden, wofür das Geld ausgegeben wird. Alle Entnahmeschecks habe der Ehemann unterschrieben.

Jetzt tritt Zeuge Hans H. auf. Er sagt, es habe nie Absprachen gegeben, dass zusätzlich Geld benötigt wird. Wocheneinkäufe, Tierarzt und vieles mehr habe er aus eigener Tasche bezahlt, nie mit Geld aus der Kanzlei. Natürlich habe es Privatentnahmen aus der Kanzleikasse gegeben, aber nicht in dieser Größenordnung.

Weil Aussage gegen Aussage steht, soll der Steuerberater von Hans H. nun die Umstände erhellen, als was einzelne Summen gebucht wurden. Der Prozess geht im August weiter.