SZ +
Merken

Rosenthals Kirchturm bröckelt

Ein faustgroßer Sandsteinbrocken im Turm der Rosenthaler Kirche hat im vorigen Herbst die Bausachverständigen alarmiert: Der Stein wurde bei einem routinemäßigen Kontrollgang in der Glockenstube gefunden.

Teilen
Folgen

Von Hartmut Landgraf

Ein faustgroßer Sandsteinbrocken im Turm der Rosenthaler Kirche hat im vorigen Herbst die Bausachverständigen alarmiert: Der Stein wurde bei einem routinemäßigen Kontrollgang in der Glockenstube gefunden. Er ist aus dem Rahmen des westlichen Turmfensters herausgebrochen und fiel – zum Glück – nach drinnen.

Derartige Abbrüche sind jederzeit wieder möglich, denn inzwischen steht fest: Die Mittelpfeiler aller vier Turmfenster sind beschädigt, teils gerissen, und müssen dringend saniert werden. Die Gefahr, dass sie sonst irgendwann nach außen kippen, ist einfach zu groß. Somit hatte der Stein auch sein Gutes. „Dadurch sind wir auf das Problem aufmerksam geworden“, sagt Pfarrer Jörg Humboldt.

Die Glocken sind zu schwer

Die Kirchgemeinde scheint ihre baulichen Sorgen in Rosenthal nicht mehr los zu werden. Erst vor anderthalb Jahren musste das absturzgefährdete Geläut repariert werden, vor fünf Jahren wurde der Sandsteinumgang der Kirche komplett saniert. Und eigentlich ist am Turm mehr als nur die Sicherung der Fensterpfeiler vonnöten. Fachleute vermuten, dass die drei Stahlglocken des Geläuts für das Sandsteinmauerwerk zu schwer sind und mit ihren Schwingungen Dach und Wände in den letzten Jahren zunehmend beanspruchen.

Auch durch die Außenwand des Turmes geht ein großer Riss. Vor dem zweiten Weltkrieg besaß die Kirche ein leichteres Bronzegeläut – das aber Rüstungszwecken zum Opfer fiel und 1953 durch Stahlglocken ersetzt wurde.

Dass diese möglicherweise für das Bröckeln in luftiger Höhe verantwortlich sind, schließt auch die Dresdner Baupflegerin Gudrun Schneider von der Landeskirche nicht aus. Um Genaueres darüber in Erfahrung zu bringen, wäre eine Schwingungsmessung im Rosenthaler Kirchturm sinnvoll, sagt sie.

Die Kirchgemeinde hat derweil schon erste Angebote für die Reparatur der Turmfenster eingeholt, muss aber vor weiteren Schritten grünes Licht von Seiten der Landeskirche abwarten. Problematisch und noch teurer als die nötigen Steinmetzarbeiten wird der Gerüstbau, sagt Georg Münster, Bausachverständiger der Kirchgemeinde. Wegen des Friedhofs ist mit einer Hebebühne kein Herankommen ans Gebäude, die Kirche müsse also mit einer frei hängenden Konstruktion eingerüstet werden.

Pfarrer Humboldt schätzt die Kosten der ganzen Sanierungsaktion auf „über zehntausend Euro.“ Geld, das die Kirchgemeinde derzeit nicht im Topf hat. Nach den Baumaßnahmen der letzten Jahre seien die finanziellen Rücklagen „äußerst schwach besetzt“, sagt der Pfarrer. In Rosenthal hofft man deshalb auf Zuschüsse der Landeskirche – und sammelt derweil bereits wieder fleißig Spenden.