Roßweiner jagen nachhaltig

Roßwein. Charlotte Sommer und Zora Winkler steuern zielstrebig ein kleines Wiesenstück zwischen dem Spielplatz „Rösser im Schilf“ und der Mulde an. Dass die beiden elfjährigen Mädchen richtig sind, zeigt ihnen der Blick auf ihre selbst gepuzzelte Streckenkarte und die Tatsache, dass sie erwartet werden. Franziska Riedel vom Bürgerhaus und Yasmin Winkler vom Jugendhaus stehen mit Spaten, einem Kanister Wasser und kleinen Kügelchen bereit.
Diese sogenannten Samenbomben in den staubtrockenen und harten Boden zu bringen, das ist eine der Aufgaben, die die Teilnehmer der Schnitzeljagd erfüllen sollen. Was zu tun ist, haben sich die Mitarbeiter von Jugend- und Bürgerhaus gemeinsam überlegt. Die Idee für eine Schnitzeljagd, wie sie viele Erwachsene selbst noch aus Kindertagen kennen, habe es tatsächlich in beiden Häusern gegeben, sagt Franziska Riedel. Sie selbst habe sich nach einem Fernsehbericht bestätigt gesehen, eine solche Rallye für Roßwein anzugehen.
Die Resonanz sei überraschend groß gewesen. Mehreren Interessierten hätte abgesagt werden müssen – wegen des Coronavirus. Die damit einhergehenden Beschränkungen gehen über die Teilnehmerzahl hinaus. Jeder bekommt im Starter-Rucksack ein paar Verhaltensregeln mit auf den Weg. Die Teams gehen zeitversetzt auf Tour, damit sie auch untereinander Abstand halten können. Außerdem haben die Veranstalter auf Empfehlung der Apothekenmitarbeiterinnen darauf verzichtet, allzu viele Geschäfte einzubeziehen. Einen Hinweis auf nächste Aufgaben holen sich die Teilnehmer allerdings bei Getränkehändler Zausch ab, der obendrein noch eine Erfrischung spendiert.
Wiese für Insekten
Mit der Flasche Limo als Proviant haben sich auch Charlotte und Zora über die „Gärten der Welt“ und die Muldenbrücke an der Grünfläche zum Vergraben der Samenbomben eingefunden. Wenn es endlich mal regnet, sollten die Samen aufgehen und dafür sorgen, dass Insekten über die nächsten Monate am Muldeufer etwas mehr Nahrung finden. „Die Wiese wird vom Bauhof aus diesem Grund auch nicht gemäht“, sagt Franziska Riedel.
Bei ihr sind unterdessen die nächsten Jäger eingetroffen. Vier Kinder im Grundschulalter greifen beherzt nach Spaten und Grabegabel. „Die Schnitzeljagd ist eine willkommene Abwechslung“, sagt Sandra Peschel, die mit Mandy Jäschke und Stefanie Prinz, zwei weiteren Müttern, die Rucksäcke der Kinder hält, während die ihre Aufgaben erledigen.
Stefanie Prinz hat bereits mehrfach Angebote des Bürgerhauses genutzt. Als dies vor Corona noch möglich war, ist sie mit ihrem Jüngsten in die Krabbelgruppe gekommen oder hat sich anleiten lassen, wie Babynahrung selbst hergestellt werden kann. Als die Bomben in der Erde sind, geht es nach Karte zackig weiter – zum Jugendhaus. Dort wartet auf alle Teilnehmer ein kleines Präsent. Das sind neben Süßigkeiten Gutscheine für einen Freibadbesuch im Wolfstal sowie kreative Stunden bei Schmuckgestalterin Karolina Kempe.
Für die Organisatoren ist das Thema Schnitzeljagd damit aber nicht abgehakt. Im Gegenteil. „Wir hatten auch Anfragen von älteren Kindern“, so die Bürgerhaus-Mitarbeiterin. Selbst eine Tour für Erwachsene zu planen, hält sie gerade in Corona-Zeiten für so abwegig nicht. Soziale Kontakt, selbst auf Distanz, fehlten im Moment wahrscheinlich allen, so Franziska Riedel.
Wann es die nächsten Aktionen im Bürgerhaus oder vom Bürgerhaus organisiert gibt, weiß sie nicht. Eines aber könne sie schon mit ziemlicher Sicherheit sagen: „Wir werden wohl über den Sommer ein umfangreicheres Ferienprogramm anbieten als im vergangenen Jahr.“ Gründe dafür gebe es mehrere. 2019 seien manche Angebote in Leere gelaufen, weil viele Familien verreist gewesen sind. Das könnte in diesem Jahr anders sein. In der Ferienzeit könne sich Franziska Riedel dann sogar gut eine ganztägige Schnitzeljagd vorstellen.
Mehr lokale Nachrichten aus Döbeln und Mittelsachsen lesen Sie hier.