Von Frank Oehl
Am Anfang waren vier Männer – unterschiedlicher Profession, Herkunft und Konfession. 1905 gründeten Paul Harris und drei Freunde in Chicago den ersten Rotary-Club. Heute hat die weltweite Vereinigung 1,2 Millionen Mitglieder, die in 32 000 Clubs in 166 Ländern organisiert sind. Der Gedanke des selbstlosen Dienstes von Leuten in Schlüsselpositionen hat seit zehn Jahren auch in Kamenz Fuß gefasst. Der hiesige Rotary-Club hat derzeit 22 Mitglieder, die sich selbst zu Redlichkeit, Toleranz und sozialer Hilfsbereitschaft verpflichtet haben. Im Malzhaus war man jetzt zusammengekommen, um den Anfängen von 1905 und 1996 zu gedenken.
Das Zahnrad als Symbol
Das Zeichen des Service-Clubs „Rotary International“ ist das Zahnrad. Es steht für tätiges Mitwirken am großen Ganzen ebenso, wie für die Abhängigkeit des Einzelnen vom Tun anderer. „Diese Erfahrung haben wir auch in den vergangenen zehn Jahren in Kamenz gemacht“, sagt Reiner Deutschmann. Der Kulturbetriebsleiter und Vorsitzende des Krabatvereins (nicht des Metamorphosevereins, wie SZ jetzt geschrieben hatte), war Initiator des Clubs in der Lessingstadt. Den Rotariern weht immer noch der Ruf des Geheimnisvollen, ja sogar des Elitären voraus – die zehnjährige Geschichte des Kamenzer Klubs zeigt das ganze Gegenteil. Man habe sich vom Anfang an in die öffentlichen Belange der Stadt und ihrer Menschen eingemischt, so Deutschmann, wie es ja auch die Idee der Gründerväter gewesen sei. Zwar werde der Club nach strengen Regeln geführt, entscheidend aber sei seine Ausrichtung auf das Gemeinwohl. An die rotarischen Prinzipien (was übrigens auch die Rotation der wichtigsten Funktionen in den Clubs einschließt) hat jetzt der Kamenzer Präsident Bernard Würfel erinnert: „Wer anderen dient, gewinnt auch für sich selbst.“ Eine einfache Wahrheit, die sich immer wieder gegen den Zeitgeist behaupten muss. Vor allem in den humanitären Aktionen, wie die weltweit ausstrahlende Schluckimpfungskampagne gegen die Kinderlähmung. Würfel: „In 20 Jahren wurden mehr als zwei Milliarden Kinder auf diese Weise vor der heimtückischen Krankheit bewahrt.“ Etwa 1 000 Euro gibt der Kamenzer Club jährlich in diese Aktion selbst ein. Aber nicht nur im großen Ganzen, sondern auch vor Ort werden die Rotarier aktiv. Zum Beispiel bei der Altarsanierung in der Klosterkirche, für den Tschernobylverein oder auf dem Weihnachtsmarkt, wo Kunstdrucke für die Sanierung der Walckerorgel in der Hauptkirche St. Marien feilgeboten wurden.
Jugendaustausch gefördert
„Und wir engagieren uns im internationalen Jugendaustausch“, erinnert Präsident Würfel. Jährlich werden bis zu drei Schüler aus anderen Ländern in und um Kamenz aufgenommen und dafür drei Schüler in die Welt geschickt. In diesem Jahr gelang dies für Felix Scharr aus dem Haselbachtal, der derzeit in Thailand lebt, und für Yoshiko Morino aus Japan, die hier untergekommen ist. Der Club zahle den Flug für die Ausreiser und das monatliche Taschengeld für die Einreiser. Auch so werde der völkerverbindenden Idee Rechnung getragen. Wie es der Wille der vier Gründungsväter war.