Von Doreen Lehmann
Dienstagfrüh, so kurz vor acht, liegt die Jahnkampfbahn noch sehr, sehr verschlafen im Glanze der blinzelnden Morgensonne. Nicht mehr lang. Dann schwappt ein Schwall hummeliger Schüler ins Gelände und sorgt für ameisengleiche Geschäftigkeit vorm Vereinshaus. Die Fünftklässler des Großenhainer Gymnasiums haben dieses heimische Sportoval und auch den benachbarten Stadtpark für ihren Sporttag auserkoren.
Der aufgeweckte Basti zeigt gleich mal offenherzig seine „Doping-Vorräte“ in die Runde. Der bunt eingewickelte Traubenzuckerdrops wird von dem Steppke mit professionellem Bubencharme ausgewickelt. „Gucken Sie mal, Frau Lehrerin, das nehm´ ich vorher besser noch ein!“ Sagt`s und ist gleich darauf auch schon wieder verschwunden. Quirlt irgendwo durchs Rudel der 5a und will endlich anfangen mit den Disziplinen.
Da bahnt sich Sportlehrerin Simona Tomasini auch schon den Weg ans Mikro und erklärt den Sporttag der Fünftklässler für eröffnet: „Schulsport macht Laune!“ ist das Motto. Ein klägliches Haha aus der hinteren Reihe. Soso, des Kultusministers Worte scheinen nicht überall Begeisterung hervorzurufen... Doch manch Speckerbauch und Pummelwade hier könnten ruhig eine Extraportion körperliche Ertüchtigung gebrauchen. „Ist wirklich ein trauriger Trend, aber Kinder werden immer ungelenker und bewegungsfauler“, hat Sportlehrerin Tomasini über die Jahre beobachtet. Für diesen Tag hat sie sich mächtig ins Zeug gelegt. Sternlauf, Völkerball und Wissensquiz stehen auf dem Programm. Dafür ist sie tagelang durch den Park gestrolcht, hat Stationspunkte und Wege eruiert, Karten gedruckt, das Punktesystem ausgetüftelt und Preise organisiert. Soviel Stress hat sich wohl kein Zweiter am Gymnasium aufgebürdet.
Himmel grau in grau, aber Sportvölkchen gut gelaunt
Gleich zu Beginn heizt die Sportlehrerin dem noch schlaffen Pulk mit einer peppigen Aerobic ein. Schließlich fingen die Ersten schon an zu frösteln. Der Himmel über Großenhain schliert sich durch alle Grauschattierungen. In trübkränkelndem Taubengrau scheint er sich dann gut zu gefallen. Egal, los geht`s! Unzählige Beine wippen auf dem Rasen, zwar nicht im Takt, aber sehr einsatzfreudig. Klar wird auch rumgegeigelt, aber ein bisschen Spaß muss bekanntlich sein.
Dann startet das eigentliche Programm. Sternlauf, Völkerball und Wissensquiz – das sind die drei Stationen, die jeder heute zu absolvieren hat. Denn vor die Bratwurst hat Gott den Schweiß gesetzt. In einer Gruppe von je acht Mann kämpfen sich die jüngsten Sprosse des Gymnasiums durch Niesel, Stadtpark-Dickicht und Plastesäcke. Letztere waren beim allseits beliebten Sackhüpfen im Einsatz.
Beim Sternlauf gilt es mehrere Stationen zu finden und sich von den Aufgaben überraschen zu lassen. Gesagt, getan. Gruppe A1 pirschelt los. Da die Zeit gestoppt wird, rennen die sechs Mädchen und zwei Jungen ungestüm los. Schon nach ein paar hundert Metern geht den ersten die Puste aus. Stefanie findet, man müsse sich auch noch ein bisschen Kraft aufsparen, jawohl. Eine Sportsnudel ist sie nicht gerade. Aber ein gut gelauntes Glühwürmchen. Den ganzen Tag über leuchten ihre Wangen in feurigem Apfelbäckchenrot. Derweil hechtet Annegret beim Eierlauf ums Fähnchen und ist zufrieden mit ihrer Zeit.
Auf Stelzen und im Sack im Stadtpark unterwegs
Als nächstes führt die Orientierungskarte zum Stelzenlauf. Cindy scheint auf den Hölzern geboren zu sein. Hundertundzwei Trippelschritte schafft sie. Und verrät: „Früher im Hort haben wir das auch immer gemacht, deshalb kann ich das so gut.“
Sackhüpfen scheint Männerdomäne zu sein. Julian und Thomas widmen sich bereitwillig dieser Aufgabe und kämpfen bis zum letzen. Im Völkerball sind sie später gefürchtete „Abschießer“. Bisweilen poltert Lehrer Knauf dennoch übers Feld: „So was Lahmes, nun schießt doch mal richtig“.Stefanie knetet auf der Bank ihre kalten Füße. „Puh, die Socken sind ja ganz nass“, prustet sie.
Als Stationsassistenten haben sich überall hilfsbereite Muttis eingefunden. Manchmal müssen sie etwas länger auf den nächsten Trupp warten - eine halbe Stunde lang irrt einer durch den Stadtpark-Dschungel. Geographielehrerin Gerlinde Lehmann empfängt die abgekämpften Sportler am Ziel. „Kurzes Verschnaufpäuschen und schon zappeln sie wieder wie die Guppys“ lacht sie über die Quirligen
Gegen Zwölf schließlich, so einige Wolken haben sich von Zeit zu Zeit entleert, gibt´s die wohlverdiente Bratwurst, Kuchen und Preise. Denn zu einem richtigen Wettkampf gehört eine richtige Siegerehrung! Die kleinen Helden freuen sich über Badmintonschläger, Basecaps, Kartenspiele und Quizbücher. Glücklich und geschafft trotten sie irgendwann wieder von dannen. Irgendwie ist Sport und frische Luft ja doch schön.