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Rote Steine fliegen weit

Rathen. Entenrennen, Kirschkernweitspucken und Zwiebelkuchen: Zum Felsenfest wackelten im Kurort die Berge.

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Von Julia Schöbel

Frank Forker (49) aus Rathewalde kaut bedächtig. Dann bläst er die Backen auf, reißt die Arme nach hinten und spuckt mit voller Kraft. Der Kirschkern bleibt bei neun Metern liegen. „Für die Bestweite reicht das wohl nicht“, befindet Forker. Für den im Vorjahr aufgestellten Rathener Rekord von 13,70 Metern beim Kirschkernweitspucken muss er wahrlich noch üben. „Fünf Kirschen für einen Euro sind aber erschwinglich. Außerdem wollte ich den Sonnenstrahl e.V. unterstützen“, sagt Forker. Dieser Dresdner Verein versucht, krebskranke Kinder mit Hilfe von Spenden zu unterstützen. Ralf Rehbock (42) aus Heidenau, der Moderator des Spektakels, verrät das Geheimnis der besten Technik: „Das hat alles etwas damit zu tun, wie man den Kern auf der Zunge platziert.“

Der strahlend blaue Himmel lockte nicht nur Kirschkernspucker Forker in den sonst beschaulichen Kurort. Hans-Jürgen Berndt (33) aus Altenberg nutzte das Wetter für einen Familienausflug. „Wir haben in der SZ gelesen, was an diesem Wochenende beim Felsenfest los ist“, erzählt Berndt. „Was wir bisher gesehen haben, hat uns gefallen.“ Auch Ulrich Dick aus Freiberg bummelte durch die Rathener Felskulisse. „Ich lasse mich überraschen, was das heutige Programm zu bieten hat“, sagt Dick. Eine andere Wahl hat der Rentner nicht. „Ich wollte mich im Vorhinein im Internet über den heutigen Veranstaltungsplan informieren, aber dort gab es keine Hinweise“, kritisiert er. Davon kann auch Holger Jahn (42) aus Wehlen ein Lied singen. „Gestern konnte ich den Gästen keine Auskunft über das Programm und das preiswerte Fährticket geben. Vieles habe ich erst aus der Zeitung erfahren“, bedauert er. Der Inhaber des „Elbsandsteinladens“ zieht wenig Vorteil aus dem Felsenfest. Das Kunsthandwerk aus der Sächsischen Schweiz liegt wie Blei in den Regalen. „Heute habe ich noch keine einzige Sandsteinfigur verkauft“, so Jahn. Im letzten Jahr waren es wenigstens zwei. „Die Konkurrenz draußen an den Ständen ist einfach billiger.“ Trotzdem freut sich Jahn über den Tourismus. „Auch wenn es schade ist, dass es hier noch immer keinen Sparkassenautomaten gibt. Woher sollen denn die Touristen ihr Geld bekommen?“, fragt sich Jahn.

Das interessierte Michelle aus Dresden herzlich wenig. Das Mädchen bestaunte die große Gestalt, die sich vor ihr aufgebaut hatte. „Ich bastle dir jetzt eine dicke, fette Biene“, versprach die zu allem Überfluss auch noch. Hinter der verrückten Figur mit grüner Stachelfrisur und schwarzer Kleidung verbarg sich Kabarettist Marvin von „Die Dresdner Nachtschwärmer“, der den Kindern ein Lächeln aufs Gesicht zaubern sollte. Mit flinken Handgriffen wurde aus einem leblosen Luftballon eine Tiergestalt. „Die nehm ich mit nach Hause“, entschied Michelle.