Von Heike Sabel
Gerhard Uhlemann war clever als Kämmerer und ist es als Rentner. Denn eigentlich hätte er sich schon ab 1. Februar zur Ruhe setzen können. Schließlich feierte er bereits im Januar seinen 60. Doch im Winter wollte er sich das nicht an tun, sich nicht aus dem Arbeitsleben verabschieden. Haus und Hof bieten da wenig Ablenkung. Also hängte er noch ein halbes Jahr dran. Heute nun aber ist offiziell wirklich Schluss. Die vergangenen zwei Tage hatte Gerhard Uhlemann noch Urlaub. Genutzt hat er sie schon so, wie er es als Rentner öfters tun will – für das Frühstück mit den Enkeln zum Beispiel. Am Montag wird Gerhard Uhlemann in der Stadtratssitzung offiziell verabschiedet.
„Mit Geld ist es immer schwierig“
Hinter ihm liegen elf Jahre und elf Monate als Herr über die Stolpener Finanzen. Angefangen hat er am 1. September 1990. In seinem Urlaub vorher fuhr er eine Woche in die Partnerstadt in den alten Bundesländern. „Dort habe ich mir das Geschäft angeguckt und die große Linie begriffen“, sagt Uhlemann heute. Das erleichterte dem gelernten Kaufmann den Wechsel von Fortschritt Neustadt zum Rathaus.
„Mit Geld ist es immer schwierig“, gibt der „Pfennigfuchser von Amtswege“ zu. Noch schwieriger aber ist das Verwaltungsrecht, musste er in den ersten Jahren erfahren. „Eins und eins ist immer zwei, das Drumherum aber ist nicht so einfach.“ Aber auch da fuchste er sich rein. Nach und nach wusste der Neustädter in Stolpen immer besser Bescheid. „In Neustadt kannte ich jede Ecke, hier musste ich mich erst vertraut machen“, sagt Uhlemann.
1993 das erste Plus im Verwaltungshaushalt.“ Für den „alten“ Finanzer Uhlemann ist das noch immer ein Erfolg. Genau wie die Tatsache, dass die Stolpener bisher ohne höhere Grundsteuer und ohne Straßenausbaubeiträge davon gekommen sind. Zwar schlagen da zwei Seelen in Uhlemanns Brust, doch letztlich freut er sich spitzbübisch.
Er gehörte zu den Kämmerern, die auch noch eine andere Sprache als die der Zahlen kannten. Deshalb verstanden auch die meisten Stadträte in all den Jahren, was er wollte und erklärte. Sein Motto: Nicht zu viel sagen, aber so viel, dass sie mich verstehen.
Uhlemann scheute sich auch nicht, die Stadträte über Verfahrensweisen hinter den Kulissen aufzuklären. So sagte er bei der Debatte um den Haushalt 2002 im vorigen November: „Da müssen wir wieder beim Landratsamt antanzen und Erklärungen abgeben.“ Auch damals ging es um die Grundsteuer und die Straßenausbaubeiträge. Uhlemann ahnte, auf Dauer wird es wohl nicht so glimpflich abgehen.
Ein immer pralles Stadtsäckel
Sein Nachfolger wird es auch aus diesem Grund nicht ganz leicht haben. Wohl deshalb wünscht der Senior dem Junior Rico Gäth „ein immer prall gefüllte Stadtsäckel“. Weil das aber wohl ein zu frommer Wunsch ist, wünscht eine „richtige Hand zum Steuern“ dazu. Vorbereitet habe er ihn schon seit Mai darauf. „Schließlich will ich meinen Nachfolger ja nicht ins Messer laufen lassen.“ Natürlich wird Uhlemann das Geschehen in Stolpen weiter verfolgen. Mehr Zeit aber wird in das Haus investiert, das die Familie Mitte der neunziger Jahre kaufte. „Dort habe ich so viel Sandstein, da kann ich jeden Tag einen Stein abpickern.“