SZ +
Merken

Rübezahl begrüßt bald Gäste

Eröffnung. Am 28. Maiöffnet das privateRübezahl-Museum in der Nonnenstraße 1/2 seine Pforten.

Teilen
Folgen

Von Anja Beutler

Ein paar Exemplare des Berggeistes aus dem Riesengebirge sind schon eingezogen: Ein großer polnischer Bärtiger, der gewebte Kleider trägt, ist darunter. Ein geschnitzter steht daneben und auch einer aus Tschechien. „Typisch für den tschechischen Rübezahl ist, dass er immer mit Pfeife dargestellt wird“, erklärt Ingrid Vettin-Zahn und stellt die Figur liebevoll auf die Kommode, die zu den wenigen, bisher vorhandenen Möbelstücken gehört.

Die 66-jährige ist ihrem Ziel in den vergangenen Wochen und Monaten ein großes Stück näher gekommen: Das verfallene Haus in der Nonnenstraße ist im Grunde saniert, hier und da fehlt noch ein bisschen Putz, eine Decke, der Farbanstrich – das Museum wird langsam sichtbar.

„Es ist noch einiges zu tun“, sagt die Rübezahl-Expertin und gibt zu, dass sie ab und zu schon ein bisschen unruhig wird. Denn der Termin drängt: In knapp zwei Monaten soll die Eröffnung des Rübezahl-Museums sein. Oberbürgermeister Rolf Karbaum – noch bis Ende Juni im Amt – hat sein Kommen zur Eröffnung ebenso zugesagt wie Markus Bauer, der Direktor des Schlesischen Museums.

Zwar weiß Ingrid Vettin-Zahn, die am Heiligen Abend 1938 in Lauban geboren wurde, schon ganz genau, welche Ausstellung in welchem der Räume untergebracht werden soll. Alles vorgeplant hat sie aber noch nicht. „Es soll im Museum auch die Möglichkeit geben, über Rübezahl zu forschen“, sagt sie. Allerdings müsse sie dazu erst ihre Archiv vollständig nach Görlitz gebracht und einsortiert haben. Ebenso schwebt ihr vor, spezielle Angebote für Kinder zu gestalten. „Aber ich muss erst einmal sehen, wie sich alles entwickelt und wie das Museum angenommen wird“, sagt sie.

Noch gibt es für die Rübezahl-Forscherin, die seit Jahren zu dem Berggeist, seinen Ursprüngen und Wandlungsweisen recherchiert und jüngst über Postkarten mit Rübezahl-Motiven veröffentlichte, jede Menge zu tun. Ein Großteil der Sammlung wartet momentan in der Schweiz, wo sie seit vielen Jahren mit ihrem Mann lebt und dort eine Psychotherapie-Praxis betreibt, auf den Transport. „Wir haben Freunde, die uns versprochen haben, beim Umzug zu helfen“, sagt sie. Immerhin habe sie sich vor kurzem im Internet für den Transport all der wichtigen Sachen einen Kleinbus ersteigert.

Ingrid Vettin-Zahn hofft, dass ihr Museum gerade die jüngeren Generationen mit Rübezahl vertraut machen werde. Dabei legt sie großen Wert auf politische Neutralität: „Ich halte nichts von der Debatte, ob Rübezahl schlesisch oder böhmisch ist. Man kann nicht sagen, er ist meiner oder deiner, schließlich geht seine Geschichte in die vorchristliche Zeit zurück“, betont sie.

Für die Frau, die selbst die Vertreibung aus der Heimat erlebte, und die deshalb als Kind mit dem Rübezahl-Sammeln begann, ist der Berggeist vor allem eine verbindende Gestalt zwischen den Völkern im Dreiländereck.

„Ich möchte Verbindungen und Frieden schaffen“, sagt die Frau, die nach Polen und Tschechien bereits viele Kontakte geknüpft hat und auch mit Ausstellungen in die Nachbarländer reist. Und damit beim Endspurt bis zur Eröffnung des Museums wirklich nichts mehr schief geht, hat Ingrid Vettin-Zahn einen Rübezahl im künftigen Museum aufgestellt: „Damit er die Handwerker bei ihrer Arbeit überwacht“, schmunzelt sie.