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Rückkehr der DDR-Kunst

Die „Lesende“ bekam jetzt zuerst einen neuen Standort. In entspannter Haltung thront sie inmitten einer neu gestalteten Sitzecke im Innenhof eines Plattenbaus am Leutewitzer Ring. Ursprünglich zierte sie den Eingangsbereich der Gorbitzer Stadtteilbibliothek.

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Von Nora Altmann

Die „Lesende“ bekam jetzt zuerst einen neuen Standort. In entspannter Haltung thront sie inmitten einer neu gestalteten Sitzecke im Innenhof eines Plattenbaus am Leutewitzer Ring. Ursprünglich zierte sie den Eingangsbereich der Gorbitzer Stadtteilbibliothek. Als diese 1997 ans Sachsenforum umzog, stand die Figur etwas verloren vor dem Plattenbau am Leutewitzer Ring 9. Nun hat sie eine neue Bestimmung gefunden.

„Dort wird sie jetzt viel besser wahrgenommen“, sagt Jürgen Czytrich. Gemeinsam mit Wolfgang Müller und Ulrich Krause will er sich in diesem Jahr auch um die zahlreichen anderen Steinfiguren im Gorbitzer Plattenbaugebiet kümmern. Das Trio vom Quartiersmanagement steckt derzeit noch mitten in den Recherchen für das neue Projekt. „Die Skulpturen sind ein Stück Zeitgeschichte. Sie sind in den 1980er-Jahren entstanden, genau wie das Wohngebiet“, sagt Stadtplaner Ulrich Krause.

Figuren Dresdner Künstler

Besonders interessant sind dabei auch die drei 4,20 Meter hohen Sandsteinkolosse vor der ehemaligen 123. Mittelschule. Der leer stehende Plattenbau am Gorbitzbach soll demnächst zu einem Wohnkomplex umgebaut werden. Was dann mit den unbehauenen Steinen passieren soll, ist noch offen. Ursprünglich sind sie als Teil eines künstlerischen Programms 1984 aufgestellt worden. Damals erregte die Steinsammlung, das sogenannte Lapidarium, vor der Kießlich-Oberschule großes Aufsehen. Besonders solche abstrakten Kunstwerke stießen bei einigen Gorbitzern auf Ablehnung.

Insgesamt neun Steine zählen zu dem Skulpturenpark des Bildhauers Peter Makolies. Neben ihm waren auch berühmte Dresdner Künstler wie Wieland Förster, Charlotte Sommer-Landgraf und Gerhard Bondzin für Gorbitz am Werk. Sie schufen neben den Plastiken auch Brunnen und verschiedene Relieffiguren. Sie sind heute zum Teil verbaut, sodass sie nicht mehr sichtbar sind.

Und so stehen auch die Sandsteinkolosse vor der verlassenen Schule zurzeit auf verlorenem Posten. „Wir müssen jetzt mit dem neuen Eigentümer des Grundstücks klären, was er mit dem Lapidarium vorhat. Es sollte auf jeden Fall erhalten bleiben“, sagt Jürgen Czytrich. So könnte auch die Steinsammlung einen neuen Standort bekommen.

Unklar ist auch die Zukunft einer großen Betonfigur. Sie zeigt fünf überlebensgroße Arbeiterfiguren mit erhobenen Fäusten. Die Figur wurde Anfang der 1990er-Jahre auf dem Amalie-Dietrich-Platz abgebaut. „Heute steht sie angeblich noch in einem Lager. Aber ich denke, auf ihre Rückkehr können die Gorbitzer auch verzichten“, sagt Ulrich Krause. Diese Art der Skulpturen habe schließlich nur politische Inhalte der DDR transportiert.

Bürgermeinung gefragt

Dennoch gibt es auch Befürworter solcher Plastiken. In einer Fachtagung im kommenden Jahr soll darüber diskutiert werden. Dabei können auch die Anwohner ihre Meinung einbringen.

Dadurch soll anschließend ein neues Konzept für die Gorbitzer Kunstwerke erstellt werden. Das soll das ursprüngliche Programm aus DDR-Zeiten mit den aktuellen Gegebenheiten verbinden. „Dabei ist es auch denkbar, zeitgenössische Kunstwerke aufzustellen“, so Czytrich weiter.

Jetzt will er zunächst den gesamten Bestand der vorhandenen Skulpturen auf Gorbitzer Straßen und Plätzen in einem Lageplan erfassen. „Wir stehen gerade am Anfang. Aber unser Ziel ist es, die Skulpturen wieder in den Blickpunkt zu rücken“, so Czytrich.