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Rückkehr nach vier Jahren

Senioren. Gestern begann der Umzug und schon heute verlassen die letzten Bewohner ihren Container in Biesnitz. Sie ziehen in das sanierte Luisenstift.

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Von Ingo Kramer

Heute Morgen wacht Irmgard Holz ein letztes Mal im Wohncontainer unterhalb des Hauses Salem am Fuße der Landeskrone auf. Vier Jahre lang war der als Übergangslösung gedachte Container ihr Zuhause.

„Es war schön hier“, sagt die 75-Jährige rückblickend. Wenn man gesund ist, sei es überall schön. Inzwischen ist sie aber nicht mehr gesund. Mehrere Operationen liegen hinter der aus Oberschlesien stammenden Frau. Ihrem heutigen Umzug blickt sie deshalb wenig erwartungsvoll entgegen: „Wir müssen ja umziehen. Mir ist das egal.“ Wenn sie heute Abend einschläft, wird ihr Bett im Erdgeschoss des Luisenstiftes in der Biesnitzer Straße stehen.

Viele Hände helfen mit

Dort hat Irmgard Holz schon einmal gelebt. Als sie vor etwa elf Jahren ins Pflegeheim musste, zog sie in das Luisenstift. Nach dessen Schließung im Jahr 2002 wurde der Wohncontainer ihr neues Heim. Nun geht es zurück. Mit ihr ziehen 25 weitere Senioren in den frisch sanierten Altbau der Stiftung Diakonie in der Südstadt. Dort werden sie drei Doppel- und 20 Einzelzimmer bewohnen. „Innerhalb von zwei Tagen ist der gesamte Umzug erledigt“, sagt Cornelia Wünsche. Die heutige Pflegedienstleiterin ist schon seit 1993 im Luisenstift tätig und kennt das Gebäude gut. Gestern und heute aber gehören zu den anstrengenderen Tagen in ihrem Berufsleben. Die Handwerker erledigen die letzten Arbeiten und parallel ziehen die Bewohner ein.

Dass der komplette Umzug in nur zwei Tagen vonstatten geht, ist vielen Helfern zu verdanken. Alle 17 Mitarbeiter, die bisher im Wohncontainer tätig waren, sind an beiden Tagen im Einsatz. Dazu kommen Verwandte der Heimbewohner. Besonders aber freuen sich Cornelia Wünsche und Johannes Johne über einen anderen Helfer: „Der ASB hat kostenlos den Transport der Bettlägerigen und der Rollstuhlfahrer übernommen“, lobt Johannes Johne.

Alle 26 Bewohner und 17 Mitarbeiter aus dem Wohncontainer gehen jetzt in das Luisenstift. Insgesamt haben nun 70 Bewohner hier ihr Zuhause. Die jüngsten von ihnen sind etwa 60 Jahre alt, die Älteste wird bald 99. Sie alle werden hier von 40 Mitarbeitern versorgt.

Bewohner und Betreuer finden im Luisenstift deutlich bessere Bedingungen vor. In den großzügig geschnittenen und hellen Räumen riecht es im Moment zwar noch ein wenig nach Farbe, aber alle Räume erstrahlen in frischen Farben. Trotz heutiger Auflagen ist es gelungen, einige Elemente des Altbaus in die neue Zeit hinüber zu retten. Fenster, Fensterläden und ein Teil der Holztüren wurden aufgearbeitet und in das neue Heim integriert. Auch einige alte Möbel haben ihren Platz in den großen Speise- und Aufenthaltsräumen gefunden.

4,8 Millionen Euro investiert

Damit ist der zweite Bauabschnitt fast beendet. Der erste umfasste den Neubau und hatte ein Investitionsvolumen von 2,8 Millionen Euro. Im zweiten Abschnitt wurde der komplette Altbau außen und ein Teil des Altbaus innen saniert. Dies kostete weitere 2 Millionen Euro. Für den dritten Bauabschnitt, die Innensanierung des anderen Teils des Altbaus, gibt es bisher allerdings keinen Zeitplan.

Auch die Nutzung und Finanzierung sind noch nicht geklärt. „Das ist eine Frage der Entwicklung innerhalb der Stadt Görlitz“, sagt Johannes Johne. Dass die Verwaltung der Stiftung Diakonie wie geplant in das Gebäude einzieht, sei jedoch unwahrscheinlich geworden. Er hoffe, dass der dritte und letzte Bauabschnitt dennoch in den nächsten zwei Jahren zum Abschluss kommt. Für Irmgard Holz ist das zweitrangig. Sie freut sich darauf, sich weiter mit ihrer bisherigen Mitbewohnerin ein Zimmer zu teilen. Und sie wird in ihrem neuen Heim einiges wieder erkennen, was ihr viele Jahre lang vertraut war.