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Rückkehr in die geliebte Landschaft

Über 50 Aquarelle des 2001 verstorbenen Malers Herbert Müller werden seit gestern im Fasanengarten gezeigt.

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© Arvid Müller

Von Sven Görner

Das saftige Grün, die blühenden Kastanien, das in der Sonne glitzernde Wasser und die Störche hoch oben in ihrem Nest. Das alles und noch einiges mehr hat der Dresdner Maler Herbert Müller an Moritzburg geliebt. „Diese Landschaft war ihm sehr ans Herz gewachsen“, sagt seine Tochter Monika Heße zur Präsentation der neuen Sonderausstellung im Besucherzentrum des Fasanenschlösschens. Das Mini-Schloss startete gestern in die Saison.

Gefallen hätten Müller sicher auch die Veränderungen, die es seit seinem Tod im Jahr 2001 am Schlösschen, am Hofküchengebäude und am Marcolinihaus gegeben hat. „Ich erinnere mich noch an die 80er-Jahre, als ich hier beim Forst eine Sondergenehmigung geholt habe, um meinen Vater zu seinen Lieblingsmalplätzen im Wald fahren zu können“, sagt Monika Heße. Der 1910 in Daube bei Lohmen geborene Künstler war da schließlich schon über 70. An das damalige Forstamt erinnert in dem zum Besucherzentrum umgebauten Hofküchengebäude heute nichts mehr. Die über 50 Aquarelle Herbert Müllers sind in dem großen hellen Raum platziert, der fast das gesamte Obergeschoss einnimmt. „Ich finde, es ist ein toller Ort. Er ist geradezu geschaffen für diese Bilder“, freut sich Monika Heße. „Im Schloss würden sie sicher nicht so gut wirken.“

Dort waren Arbeiten Herbert Müllers schon 1985 in einer Gemeinschaftsausstellung mit den beiden Moritzburger Malern Karl Timmler und Erik Mailik gezeigt worden, weiß Schlosschefin Ingrid Möbius.

„Seit Anfang der 60er-Jahre hatte unsere Familie ein kleines Sommerhaus in Moritzburg“, erzählt Monika Heße. Da Reisen nach dem Mauerbau nicht mehr möglich war, hätten viele eine Nische, einen Rückzugsort gesucht. „Das Sommerhaus war aber auch ein oft besuchter Treff der Freunde und Künstlerkollegen meines Vaters.“

Herbert Müller, der aus einfachen Verhältnissen stammte, absolvierte von 1924 bis 1927 zunächst eine Lehre als Reklamezeichner. Danach studierte er vier Jahre an der staatlichen Akademie für Kunstgewerbe Dresden und danach im Anschluss an eine Studienreise nach Italien sieben weitere Jahre an der Akademie für Bildende Künste Dresden. Dort war er Meisterschüler bei Prof. Ferdinand Dorsch und Prof. Ernst Richard Dietze. Nach Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft in der Zitadelle Besançon in Frankreich widmete sich Müller wieder seiner Kunst. „Weil er davon in der Nachkriegszeit aber keine Familie ernähren konnte, arbeitete er gleichzeitig auch als Gebrauchsgrafiker, etwa für die Leipziger Messe“, sagt seine Tochter.

Seit 1969 war Müller dann ausschließlich freischaffend als Maler und Grafiker tätig. Der Öl-Malerei wandte er sich nach dem Krieg aber nicht wieder zu. „Vor den Bombenangriffen auf Dresden hatten meine Mutter und Prof. Reinhold Langner zwar schon einen Teil der Arbeiten aus dem von meinem Vater genutzten ehemaligen Atelier Otto Griebels in Sicherheit gebracht, aber alle Ölgemälde wurden zerstört.“

Zu den Käufern seiner Bilder gehörten vor allem Ärzte und Wissenschaftler. Anfang der 40er-Jahre hatte aber auch Ernst Heinrich, der letzte Wettiner auf Schloss Moritzburg, zwei Arbeiten erworben, nachdem er Müller beim Malen in der Natur über die Schulter geschaut hatte. Es gab aber auch kuriose Aufträge: „Ausgerechnet die Nationale Volksarmee wollte von meinem Vater zwölf Bilder aus den Alpen haben“, erinnert sich Monika Heße.

Kurz beteiligte sich Herbert Müller noch an der Vorbereitung des Projekts „Inspiration Moritzburg – Kunst des 20. Jahrhunderts“. Die Ausstellung selbst erlebte er nicht mehr.

Die Ausstellung ist bis 2. November täglich ab 11 Uhr geöffnet. Eintritt 3 Euro, ermäßigt 2 Euro. Für Besucher des Barockschlosses oder des Fasanenschlösschens ist der Eintritt in die Sonderausstellung frei.