Das angestrebte Unesco-Label Weltnaturerbe für die Sächsisch-Böhmische Schweiz hat einen herben Dämpfer erhalten. In seiner Sitzung von Montagabend hat der Gemeinderat des Kurortes Rathen seinen Beschluss zur Unterstützung einer Nominierung von Teilen der Sächsisch-Böhmischen Schweiz aufgehoben. Die Beschlussgrundlage aus dem Jahr 2004 habe sich zwischenzeitlich durch räumliche Erweiterungen und durch die vorgesehene Federführung der tschechischen Seite entscheidend verändert, heißt es in der Begründung der mehrheitlich getroffenen Entscheidung.
Rathens Bürgermeister Thomas Richter (parteilos) kritisiert dabei besonders, dass bislang noch viel zu wenig über das Projekt informiert worden sei. Er fordert von den Initiatoren klare Aussagen zu den erwarteten Vor- und Nachteilen. Mit Blick auf seine eigene Gemeinde fürchtet Richter, dass der Weltnaturerbe-Titel die Entwicklung des Ortes mehr behindern als fördern werde.
Der Tourismusort befürchtet zu viel Regulierung. „Mitten im Nationalpark befinden sich beispielsweise die Felsenbühne und die Kläranlage der Bastei. Ich frage mich, was wir da in 15 Jahren noch machen können, wenn wir uns deswegen mit internationalen Akteuren abstimmen müssen“, erklärt Richter.
Der Ortschef betont, dass die Aufhebung des Beschlusses keine generelle Abkehr vom Gesamtanliegen „Weltnaturerbe“ darstelle. Die Gemeinde sei zu Gesprächen bereit, wenn verbindliche öffentliche Aussagen zu offenen Fragestellungen vorliegen. Bisher sei die Kommunikation viel zu allgemein geführt worden. Ein vor einem Dreivierteljahr abgeschicktes Schreiben von Richter an Landrat Michael Geisler (CDU) mit der Aufforderung, einen Ansprechpartner für offene Fragen zu empfehlen, brachte keinen Erfolg. (SZ/kri)