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Rundeisen und Klammern schmieden

Die Schmiede aus dem Ort zeigt beim Erntedank altes Handwerk. Inzwischen montiert sie aber auch Flutschutz.

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© Dietmar Thomas

Von Helene Krause

Marbach. Vor historischen Kleidern, Nähmaschinen und anderem Schneiderzubehör stehen zahlreiche Besucher. Andere schauen einem Besenbinder zu oder bestaunen alte landwirtschaftliche Geräte. Aus dem Festzelt tönt Discomusik. In der Museumsscheune in Marbach und auf dem Platz davor wird Erntedank gefeiert.

„Es ist das 15. Erntedankfest“, sagt Elke Schrell. Sie ist die Vorsitzende des Heimatvereins Marbach. Der Verein, der in der Kulturscheune sein Zuhause hat, gestaltet in jedem Jahr das Erntedankfest. Neben alten Maschinen, Gerätschaften und einer historischen Wohnungseinrichtung, die in der Kulturscheune ihren festen Platz haben, gibt es jedes Jahr eine Wechselausstellung. In diesem Jahr ist es eine Sonderausstellung zum Thema: „Mode im Wandel der Zeit“. Doch es gibt auch, historisches Handwerk zu bewundern.

So zeigt ein Besenbinder sein Können. Seife wird hergestellt. Es kann einem Muldenhauer, und einem Seiler zugeschaut werden. Ein Korbflechter zeigt, wie man Körbe flicht. Die Besucher erfahren, wie gesponnen wird, wie man eine Sense dengelt oder einen Blumenstrauß bindet. Sogar eine Handschmiedewerkstatt ist auf dem Erntedankfest vertreten. Die Firma Stahl-Uhlemann aus Marbach zeigt interessierten Besuchern, wie geschmiedet wird. Unter den geschickten Händen der Schmiede entstehen Bauklammern oder Rundeisenspitzen.

Um ein Eisen zu schmieden, bedarf es eines Schmiedefeuers. Dazu wird Schmiedekoks auf 900 bis 1000 Grad erhitzt. Danach wird das Metallstück mit einer Zange in das Feuer gehalten. Ist es glühend geworden, nimmt der Schmied es aus dem Feuer und bearbeitet es mit einem Hammer auf dem Amboss. Weil das Werkstück zwischendurch wieder abkühlt, muss er es mehrfach ins Feuer halten. Ist es fertig geschmiedet, wird es im kalten Wasser abgekühlt. Bernd Uhlemann ist seit 2012 der Geschäftsführer der Firma. „Ich mache das in der vierten Generation“, sagt er. „Die Schmiede gibt es seit 1926.“ Neben Metallbau, zu dem Zäune, Tore und Treppen gehören, montiert die Firma neuerdings auch Hochwasserschutzanlagen. Beim Erntedankfest macht die Firma Uhlemann seit sechs Jahren mit.

Weil der Marbacher Karneval-Club sein 20-jähriges Bestehen feiert, gibt es in der Museumsscheune auch Interessantes aus der Geschichte des Vereins zu sehen. So können die Besucher unter anderem die ersten Gardekostüme der Karnevalisten bewundern. Ein weiterer Höhepunkt des Festes ist der Wettbewerb um den größten Kürbis.

Frank und Sylvia Dobeleit und Sohn Moritz kommen jedes Jahr zum Fest in die Museumsscheune. „Es ist interessant“, sagt Sylvia Dobeleit. Die drei warten auf die Kürbisprämierung. Karla Leske aus Marbach gehört zum Heimatverein. Seit elf Jahren kommt sie zum Fest. „Ich helfe, das Fest mit vorzubereiten“, sagt sie. Auch ihr Mann Eberhard ist jedes Jahr beim Fest dabei. „Aus Verbundenheit mit den Leuten komme ich her“, erklärt er. „Man trifft alte Bekannte wieder und kann ein Schwätzchen machen. Es ist die Gelegenheit, Leute wieder zusehen, die nicht mehr hier wohnen.“ Robert Enderle ist Arzt in Marbach. Auch für ihn ist es Tradition, jedes Jahr zum Erntedankfest in die Kulturscheune zu kommen. „Man kann alle aus dem Dorf treffen“, sagt er, „und sich unterhalten“.