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Sachsen-Anhalts AfD zerlegt sich selbst

Mainz. Der umstrittene Bestsellerautor und SPD-Politiker Thilo Sarrazin hat einem Bericht des Südwestrundfunks zufolge eine Spitzenfunktion der eurokritischen „Alternative für Deutschland“ (AfD) ausgeschlagen.

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Mainz. Der umstrittene Bestsellerautor und SPD-Politiker Thilo Sarrazin hat einem Bericht des Südwestrundfunks zufolge eine Spitzenfunktion der eurokritischen „Alternative für Deutschland“ (AfD) ausgeschlagen. Er habe abgelehnt, weil „man dort noch Ordnung schaffen“ müsse, so der ehemalige Berliner Finanzsenator nach SWR-Angaben vom Montag in der Dokumentation „Leif trifft ... die Euro-Kritiker“. Um eine wirkliche politische Partei zu sein, müsse man mehr haben als ein Thema, so wichtig der Euro auch sei. Ob die AfD den Weg zu einer wirklich konservativ-liberalen Partei, die man in Deutschland brauche, auch schaffe, sei für ihn noch offen, so Sarrazin. Er verglich die AfD mit den Grünen in ihren Anfangsjahren und sprach von einem „Chaoshaufen“ . Zudem sei für ihn auch sein Alter von 69 Jahren ein Ablehnungsgrund gewesen.

Die AfD wies hingegen zurück, dass Parteichef Bernd Lucke Sarrazin überhaupt eine Spitzenfunktion angeboten habe. „Das stimmt so nicht“, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Lucke habe Sarrazin nur zur Gründungsveranstaltung der AfD am 14.  April 2013 eingeladen und ihn gebeten, dort eine Rede zu halten. Sarrazin habe daraufhin gesagt, er bleibe in der SPD.

Die AfD, die neben der Europawahl auch bei vielen Kommunalwahlen antritt, ist derweil zumindest in Sachsen-Anhalt dabei, sich eine Woche vor der Wahl selbst zu demontieren. Gerade trat dort der Vizechef des Landesvorstandes der AfD in Sachsen-Anhalt, Ronny Kumpf, von all seinen Ämtern zurück. Allerdings wohl nicht ganz freiwillig: Die Magdeburger Volksstimme hatte am Wochenende berichtet, dass sich unter den AfD-Kandidaten für die Landeshauptstadt mehrere polizeibekannte Kriminelle befinden.

Auch gegen Kumpf laufen oder liefen demnach Ermittlungen, unter anderem wegen Bedrohung und Nötigung. Kumpf betonte zwar, dass er nicht vorbestraft sei. Eine zweite Anfrage der Zeitung ließ er ausdrücklich unkommentiert. Der Umstand, dass sich Kumpf einst sein Einkommen als Pornodarsteller aufgebessert haben soll, war der Magdeburger Zeitung sogar einen Screenshot auf der Titelseite wert.

Zugleich trat Jörg Alsleben, AfD-Kandidat für die Kommunalwahl in Magdeburg, zurück. Der ist dort – wie sein Bruder – seit Jahren als Gewalttäter bekannt. Die Vorwürfe reichen von Nötigung über Bedrohung bis zur Körperverletzung. Derzeit wird gegen ihn wegen Widerstands gegen Beamte ermittelt. Sechs weitere Magdeburger AfD-Kandidaten hatten schon zuvor erklärt, im Falle ihrer Wahl das Mandat nicht annehmen zu wollen. (dpa/SZ)