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Sachsen gibt Gebeine an Australien zurück

Die menschlichen Überreste aus dem Völkerkundemuseum Dresden sollen an einem Gedenkort die Geschichte der Opfer erzählen.

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Das Museum für Völkerkunde in Dresden beherbergt ethnographische sowie anthropologische Sammlungen aus allen Erdteilen. Die Ausstellungsflächen befinden sich im Japanischen Palais.
Das Museum für Völkerkunde in Dresden beherbergt ethnographische sowie anthropologische Sammlungen aus allen Erdteilen. Die Ausstellungsflächen befinden sich im Japanischen Palais. © imago images / Torsten Becker (Archiv)

Dresden/Berlin. Im Rahmen einer feierlichen Zeremonie wurden am Montag in der australischen Botschaft in Berlin menschliche Gebeine von 37 australischen Ureinwohnern zurückgegeben. Sie stammen aus Grabplünderungen sowie von Opfern gewaltsamer Auseinandersetzungen und gelangten zwischen 1880 und 1902 als Kauf und als Schenkung an das Königlich Zoologische und Anthropologisch-Ethnographische Museum, Vorgänger des 1945 gegründeten Museums für Völkerkunde Dresden.

Seit 2009 verfolgt die australische Regierung das Ziel einer Restitution. Australien und Sachsen intensivierten die Provenienzforschung, zu der wesentlich eine medizinische Datenerhebung durch eine forensische Anthropologin, eine Fachärztin für Innere Medizin und Notfallmedizin und eine Rechtsmedizinerin beitrug. Mit deren Methoden konnten Aussagen über Alter, Geschlecht, Verletzungen, Krankheiten und Todesursachen getroffen werden. 

Die Ergebnisse wurden in Australien gemeinsam mit den Angehörigen der Opfer in den historischen Kontext eingeordnet. In Broome, dem Land der Yawuru und Karajarri, wird 2020 ein Gedenkort entstehen, an dem die Gebeine bestattet werden können. Neben einem Film, der die Rückgaben dokumentiert, wird ein Memorial Walk die Geschichten der Opfer erzählen.

Léontine Meijer-van Mensch, Direktorin der Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen, begrüßte, dass sich mit dieser Rückgabe weitere Türen für länderübergreifende Projekte und eine intensivierte kulturelle Zusammenarbeit öffnen. Geplant sei ein gemeinsames Ausstellungsprojekt zur Geschichte des Rassismus. „Die Bedeutung, die wir den Themen Rassismus, Restitution und Provenienzforschung beimessen, wird auch in der neuen Dauerausstellung im Grassimuseum für Völkerkunde zu Leipzig sichtbar werden.“

2017 hatte Sachsen menschliche Gebeine aus dem Museum für Völkerkunde Dresden an Hawaii zurückgegeben. (SZ)