Von Benjamin Schuke
Elstar, Pinova, Gala und Jonagold. Knackig rot-gelb liegen die Sorten bereit. Makellos. Männer im mittleren Alter stehen an der Erntemaschine und staunen, wie die Äpfel in der großen Kiste abgelegt werden. Auf der darum kreisenden Minieisenbahn aus Weinböhla sitzen Kinder und genießen den Frühling und das Softeis. Pantoffelverkäufer Peter Weiß aus Jessen hat ebenfalls alle Hände voll zu tun.
Zum 10. „Frühlingserwachen“ lud am Sonntag die Klosterobst GmbH Sornzig ein. Das Tochterunternehmen der Obstland Dürrweitzschen AG zeigte seine Obstsorten, eine Koch- und Grill-Show und einiges an Technik. So zum Beispiel den Pluck-O-Truck: ein fließbandbetriebenes fahrbares Gerät für Pflück- und Schneidearbeiten auf Apfelplantagen. „Die Erntemaschine fährt die Äpfel automatisch auf dem Fließband in den Kistenfüller und legt sie darin sanft ab“, sagte Bettina Reichel, die seit 1974 als Gärtnerin bei der Klosterobst GmbH arbeitet.
Nachdem der sächsische Landwirtschaftsminister Frank Kupfer rhetorisch die Lust am Bummel über den Wochenmarkt geweckt hatte, schauten sich Hunderte Besucher bei den vielen Regionalanbietern nach Nahrungsmitteln aus der Region um. Ein Anbieter war Sven Kloy aus dem Mügelner Ortsteil Lichteneichen.
Der Kfz-Mechaniker hatte Anfang Januar gemeinsam mit der Lebenspartnerin eine hofeigene Käserei in Lichteneichen eröffnet und nutzte die Gelegenheit, für seine Produkte Werbung zu machen. „Wir haben 26 Ziegen. Sieben davon melken wir. So machen wir Käse“, sagte er. Aus der Ziegenmilch stellt er Frisch- oder Weichkäse und eine Art Hüttenkäse her. Weil das Paar die Tiere mit der Hand melkt, ohne genmanipuliertes Futter auskommt und offene Stallhaltung pflegt, kann es seine Produkte mit dem Naturland-Label versehen.
Auch Jörg Wanke aus Grimma bot Kümmel- Räucher- und sächsischen Großlochkäse an. Wilfried Schütz kam mit seiner Frau aus Döbeln. Das Rentnerpaar erntet jedes Jahr im eigenen Garten Äpfel und verkauft sie in der Greußniger Filiale der Sachsenobst GmbH. „Wir sind sehr begeistert“, sagte der 79-Jährige. Das ist Tradition, denn die Kelterei besteht schon seit geraumer Zeit.
Seit 1991 gibt es die Obstland Dürrweitzschen AG. Das Unternehmen floriert und ist mit elf Subunternehmen gut im Markt verwurzelt. Vorstandschef Michael Erlecke möchte dies ausbauen. „Das Ziel des heutigen Tages ist es, unsere Produkte zu zeigen, den Leuten die Möglichkeit zu geben, sich über Sachsenobst zu informieren und einzukaufen“, sagte er.
Der Jahresumsatz der Aktiengesellschaft konnte von 2012 auf 2013 von 60 auf 62 Millionen Euro erhöht werden. „Die Leute haben erkannt, dass regional die bessere Wahl ist“, sagte der 41-Jährige. Vor einigen Jahren hätten die Konkurrenten aus Chile, Brasilien und Südafrika wesentlich stärker den Preiskampf bestimmt. Heute ist es höchstens noch die Natur, die einen Strich durch die Rechnung machen kann. „Es kann mal zu viel oder zu wenig regnen“, sagte Michael Erlecke. Hagel im Sommer könne ebenfalls verheerende Auswirkungen haben.
Das Schwierigste sei, die Qualität zu erhalten und genau das Obst zu liefern, das nachgefragt werde. Man müsse im Grunde jetzt schon wissen, was in 20 Jahren gängig sein wird. Weil der Verbraucher nur tadelloses Obst wolle, kämen auch Schädlingsbekämpfungsmittel zum Einsatz. „So viel wie nötig, doch so wenig wie möglich“, fasst der Landwirt aus Döbeln zusammen. „Wir sprühen nur nachts, wenn die Bienen nicht fliegen.“ Nützliche Tiere wie Bienen verlieren durch Chemikalien ihre Orientierung und können die Blüten nicht mehr bestäuben. „Wir haben auch eine Bio-Sparte. Da werden dann Stoffe aus der Natur verwendet“, sagte Michael Erlecke.
Doch nicht nur Schädlinge können Obst befallen und es unansehnlich machen. Auch bei der Ernte und der Lagerung kann jede Menge schief gehen. Wenn das Obst zerdrückt oder gestoßen wird, kann man es nicht mehr verkaufen.