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Sachsens erste Nationalpark-Schule

Die Oberschule Königstein ist die erste Nationalpark-Schule im Freistaat. Der Titel gilt zwei Jahre – mit Aussicht auf Verlängerung.

Von Katarina Gust
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Königsteins Oberschule hat ein neues Aushängeschild: Bürgermeister Tobias Kummer, Schülersprecher Rudi Krebs, Nationalpark-Chef Dietrich Butter, Heinz-Bernd Bettig vom Umweltministerium, Karin Muschalik, stellvertretende Schulleiterin, und Elternsprecher
Königsteins Oberschule hat ein neues Aushängeschild: Bürgermeister Tobias Kummer, Schülersprecher Rudi Krebs, Nationalpark-Chef Dietrich Butter, Heinz-Bernd Bettig vom Umweltministerium, Karin Muschalik, stellvertretende Schulleiterin, und Elternsprecher © Marko Förster

Die Oberschule in Königstein befindet sich nicht nur mitten im Nationalpark Sächsische Schweiz. Sie darf sich jetzt auch ganz offiziell „Nationalpark-Schule“ nennen. Sachsenweit ist das ein Novum. Deutschlandweit gibt es bereits an die 100 Einrichtungen, die sich „Nationalpark-Schule“ nennen dürfen. Nach einem zweijährigen Programm hat nun die Oberschule in Königstein als erste Schule im Freistaat dieses Zertifikat auch erhalten. Verliehen wurde es vom Sächsischen Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft.

Den Titel „Nationalpark-Schule“ hat sich die Königsteiner Oberschule lang erarbeitet. Schon seit Jahren befassen sich die Schüler und Lehrer mit Projekten zu diesem Thema. Regelmäßig sind die Jugendlichen im Nationalparkzentrum im benachbarten Bad Schandau unterwegs, unternehmen Exkursionen in die Sächsische Schweiz oder können nach dem Unterricht im Ganztagesangebot mit Sandstein arbeiten. Angebote, die bei den Schülern und Lehrern ankommen. Nicht nur deshalb wollte die Schule noch enger mit der Nationalparkverwaltung in Bad Schandau zusammenarbeiten – und fasste einen Entschluss. Im März 2017 klopfte Schulleiterin Ulrike Cizek gezielt in Bad Schandau an. Und rannte offene Türen ein.

Noch im gleichen Jahr unterzeichneten die Schule und die Nationalparkverwaltung eine Kooperationsvereinbarung. Es war der Startschuss für die zweijährige Zertifizierungsphase. Eine Zeit, in der die Oberschule ihr Interesse am Nationalpark beweisen musste. Die Schüler verlegten den Unterricht, so oft es ging, vom Klassenzimmer hinaus in die Natur. Sie sammelten Müll im Wald – und in der Stadt Königstein –, pflanzten Weißtannen und ließen sich zum Junior-Ranger ausbilden. Die Schüler entwickelten sogar ein Bildungsprogramm zum Thema Insekten, das von anderen Schulen nachgenutzt werden kann.

Die Idee dazu hatte Kathleen Glaser-Herzog, die in Königstein seit drei Jahren Biologie, Ethik und Informatik unterrichtet. „Mir fiel auf, dass im Lehrplan das Thema Insekten eine zu kleine Rolle spielt“, sagt die Lehrerin. Sie erarbeitete mit den Mitarbeitern im Nationalpark daraufhin ein sechsstündiges Unterrichtsprogramm. 

Die Schüler gehen dabei mit Lupe und Kescher in die Natur, suchen im Gras Krabbeltiere, lernen wo die Insekten leben, wie sie aussehen und was ihnen schadet. Die Schüler würden damit praktisch umsetzen können, was sie im Biologieunterricht lernen. „Unterricht aus dem Lehrbuch ist toll, Unterricht in der Natur aber noch viel besser“, weiß Kathleen Glaser-Herzog. 

Sie freut sich vor allem, dass die Kinder auf die Bildungsangebote zum Thema Nationalpark so gut anspringen. Mit dem Unterricht außerhalb des Klassenzimmers könnte man mehr bewegen, die Jugendlichen mehr für den Umwelt-, Klima- und Naturschutz sensibilisieren. „Das ist gerade in der heutigen Zeit wichtig“, betont Kathleen Glaser-Herzog.

Schüler der 9. Klasse hatten zudem die Idee zu einem eigenen Film. Sie holten Schüler, Lehrer, Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung und des Nationalparks vor die Kamera, um sie zum Projekt „Nationalpark-Schule“ zu Wort kommen zu lassen. Der Film war das I-Tüpfelchen der Zertifizierung. Die Prüfung haben die Königsteiner nun bestanden.

Der neue Titel hat Folgen. Die Oberschule verpflichtet sich damit, Nationalpark-Inhalte in das Schulprogramm zu integrieren. Jede Klasse muss zudem Umweltbildungsworkshops der Nationalparkverwaltung und des dazugehörigen -zentrums besuchen.

Die Lehrer durchlaufen parallel dazu Fortbildungen – auch direkt in der Natur. „Für Königstein ist das ein Glücksfall“, sagt Bürgermeister Tobias Kummer (CDU), der zu seiner Zeit selbst die Schulbank in der Oberschule gedrückt hat. „Nationalpark-Schule“ zu sein, sei ein Alleinstellungsmerkmal, mit dem sich die Oberschule von anderen Schulen abheben würde.

Etwa 270 Jugendliche der 5. bis 10. Klassen lernen aktuell in Königstein. „Sie alle werden dafür sensibilisiert, dass unsere Natur und Umwelt zerbrechlich sind“, sagt Dietrich Butter, Leiter der Nationalparkverwaltung in Bad Schandau. Er hofft, dass die Jugendlichen durch das Projekt eine enge Bindung zu ihrer Heimat entwickeln, sie achten und schützen.

„Nationalpark-Schulen“ gibt es deutschlandweit, vor allem an der Nordsee, im Bayrischen Wald und in der Eifel laufen diese Projekte erfolgreich. Nun macht die Kooperation auch in der Sächsischen Schweiz Schule. Königstein könnte nur der Anfang sein. „Wir wünschen uns noch mehr Nationalpark-Schulen“, sagt Dietrich Butter.

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