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Sachsens Kriegskinder

Wie war es damals in Sachsen, in der Zeit um den 8. Mai 1945? Eine neue Ausstellung in Pirna lässt die letzten Zeitzeugen zu Wort kommen.

Von Christina Wittig-Tausch
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1946 wurde die Familie von Priska K., Jahrgang 1935, aus dem böhmischen Dittersbach vertrieben. Die tschechischen Frauen nahmen den Mädchen der deutschen Familien die Puppen aus dem Arm. Priska deckte ihre mit einem Tuch ab. „Ich hab die Puppe erhalten."
1946 wurde die Familie von Priska K., Jahrgang 1935, aus dem böhmischen Dittersbach vertrieben. Die tschechischen Frauen nahmen den Mädchen der deutschen Familien die Puppen aus dem Arm. Priska deckte ihre mit einem Tuch ab. „Ich hab die Puppe erhalten." © Ronald Bonß

Pirna. Schlicht ist das Kettchen. Ein kleines Medaillon hängt daran mit einem blauen Stein. Es ist fast achtzig Jahre alt, ein Konfirmationsgeschenk. Helga Härtig aus Obervogelgesang bei Pirna legte es am Morgen des 19. April 1945 um, als sie zur Arbeit im Stellwerk nach Pirna fuhr. Auch ihr Vater war dort an jenem Tag im Dienst. Helga Härtig war gerade 18 geworden. Sie hatte blondes Haar, lachte gern und liebte es, auf eine alte Buche zu klettern, um dort Schlager zu singen. Man stellt sich vor, wie sie vielleicht „Kauf dir einen bunten Luftballon“ darbot. Oder „Ich tanze mit dir in den Himmel hinein“.

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