Von Nora Miethke
Dresden. Die Proteste gegen Flüchtlingsunterkünfte in Sachsen und die „Volksverräterrufe“ gegen Angela Merkel haben des Image des Freistaates deutschlandweit und international massiv verschlechtert. Nun sorgen sich die hiesigen Unternehmer um die Zukunft des Wirtschaftsstandortes, wenn Wissenschaftler und dringend gebrauchte Fachkräfte nicht mehr in Sachsen arbeiten und leben wollen. Deshalb hat der Landeswirtschaftssenat des Bundesverbandes der mittelständischen Wirtschaft einen Maßnahmenkatalog entwickelt, wie Flüchtlinge, deren Asylantrag bewilligt wurde, schnell integriert werden können. „Wir werden uns in den nächsten Tagen darum bemühen, weitere Wirtschaftsverbände in Sachsen hinter diesen Katalog zu bekommen, um in einen vernünftigen Dialog über die Migration in Sachsen einzutreten“, sagte gestern Antje Hermenau. Die frühere Grünen-Politikerin ist die Beauftragte des BVMW für den Landeswirtschaftssenat Sachsen und koordiniert die eigens gegründete Arbeitsgruppe. Ziel sei es, die Politik beim Management des Flüchtlingsproblems zu unterstützen.
Eine erfolgreiche Hilfe zum „entschlossenen Krisenmanagement“ erfordere jedoch verlässliche und flexible Rahmenbedingungen, hieß es. Die starren Regeln in der Verwaltung müssten vorübergehend gelockert werden, fordert Hermenau. So sollten die europaweiten Ausschreibungen für die Errichtung von Flüchtlingsunterkünften zeitweise ausgesetzt werden. Dreh- und Angelpunkt der Integrationsbemühungen müsste das Erlernen der deutschen Sprache sein. Es gebe genügend Bildungskapazitäten für Sprachkurse, doch die Finanzierung sei nicht klar, kritisierte Claus Dietz, Mitglied im Landeswirtschaftssenat und Chef der Deutschen Privaten Finanzakademiegruppe (DPFA), die Sprachkurse anbietet. Laut Dietz werden die Kosten zu 90 Prozent gefördert. „Doch wer trägt die restlichen zehn Prozent?“, fragt Dietz. Er fordert „klare Regeln, kurze Fristen und schnelle Absprachen“. Bei der Vermittlung von Praktika soll die Qualifikation der Flüchtlinge von den Arbeitsämtern auf „ungefähre Passfähigkeit“ hin abgeklopft werden. Während der „Anlernphase“ sollte der Mindestlohn ausgesetzt werden.