SZ +
Merken

Sachsens zweitschönster Erntekranz

Floristin Ines Dreier holt mit ihrer Kreation Silber nach Neukirch. Auch Bischofswerdas Landfrauen überzeugen die Jury.

Teilen
Folgen
© Regina Berger

Von Ingolf Reinsch und Sylvia Gebauer

Alles selbst geschnitten: Roggen, Weizen, Gerste und Hafer. Dazu Früchte und Blüten, die die Natur jetzt bietet, zum Beispiel Hagebutten, Vogelbeeren und Hortensienblüten. Ines Dreier hat alles das gesammelt und daraus einem Erntekranz geflochten. Den können die Kunden der Neukircher Gärtnerei Born jetzt sehen – und sie zollen dem Meisterstück ihre Hochachtung. Zumal der Kranz beim Landeserntedankfest in Löbau von der Jury als zweitschönster Sachsens bewertet worden ist.

„Ich hatte nicht damit gerechnet, den zweiten Platz zu belegen“, sagt Ines Dreier. Seit Jahren beteiligen sich sie und ihre Chefin Doris Biesold, Inhaberin der Gärtnerei Born, am Landeswettbewerb. Die eine stellt einen Erntekranz, die andere eine Krone her. Es ist die Kreativität, die beide Frauen an diesem Wettbewerb reizt. „Wir sehen es sportlich: Die Teilnahme ist entscheidend“, sagt Ines Dreier. Erstmals holten sie diesmal einen Landespreis nach Neukirch. Zudem gibt es immer wieder neue Anregungen, wenn Sachsens schönste Erntekronen und -kränze bei einem Landeserntedankfest präsentiert werden.

Eine goldrichtige Entscheidung

Ines Dreier, jetzt 48 Jahre, hat ihr Hobby zum Beruf gemacht, als sich nach der Wende die Chance auf eine Umschuldung zur Floristin bot. Gelernt hatte sie Textilfacharbeiterin und in diesem Beruf in den Vereinigten Grobgarnwerken (Vegro) in Wilthen gearbeitet. Zu Beginn der 90er Jahre wurde die Textilindustrie im Oberland abgewickelt. Die Steinigtwolmsdorferin sattelte um, drückte in Großröhrsdorf die Schulbank. Für sie die goldrichtige Entscheidung. „Eine Arbeit im Büro wäre nichts für mich“, sagt Ines Dreier. Seit 17 Jahren arbeitet sie nun schon in der Neukircher Gärtnerei Born.

Die Steinigtwolmsdorferin mag Blumen. Das zeigt sie an ihrem Erntekranz. Eine besondere Blumenvorliebe hat sie nicht – ausgenommen Rosen, die auch für die Fachfrau etwas Besonderes sind. „Jede Jahreszeit hat ihren Reiz mit dem, was die Natur bietet“, sagt sie. Aktuell erfreut sie sich an der farbenprächtigen Herbstfloristik, ehe es Anfang November mit dem Gestalten von Adventsgestecken losgeht. Nicht nur beruflich hat Ines Dreier mit Blumen zu tun. Das große Hobby der verheirateten Mutter von zwei erwachsenen Kindern ist der Garten am Haus.

Zufall half bei Nachbarschaftshilfe

Beim Wettbewerb um Sachsens schönste Erntekrone und den schönsten Erntekranz unter die ersten Drei zu kommen, will schon was bedeuten. „Das Niveau der eingereichten Arbeiten ist von Jahr zu Jahr gestiegen“, sagt Sieglinde Sander von den Bischofswerdaer Landfrauen. Die Jury wählte in diesem Jahr aus rund 30 Arbeiten, die eingereicht worden sind. Seit über 20 Jahren beteiligt sich der Bischofswerdaer Verein an diesem Wettbewerb, erreichte unterschiedliche Platzierungen – in diesem Jahr einen dritten Platz in der Kategorie Erntekronen.Dem Verein der Landfrauen geht es vor allem darum, mit seinen Erntekronen und -kränzen eine Tradition zu pflegen. Nebenbei leisteten die Landfrauen noch Nachbarschaftshilfe. Nicht direkt sondern über Löbau. Hier suchte die Gemeinde Rammenau eine neue Erntekrone, die alte war nicht mehr schön. In Löbau beim Landeswettbewerb haben sie sich ein Exemplar ausgesucht. Im Nachgang stellte sich heraus, dass es die Preisgekrönte aus Großdrebnitz ist. In der Rammenauer Schmiede ist sie ausgestellt.

Die Bischofswerdaer Landfrauen wickeln gleich mehrere Erntekronen im Jahr. Eine weitere schwebt über dem Platz am Drebnitzer Vereinshaus, wo die Großdrebnitzer mit Gästen kürzlich ihr Herbst- und Erntedankfest feierten. Erntekronen bzw. -kränze sieht man in diesen Wochen in fast jeder Kirche, wo Erntedank gefeiert wird.

Eine Krone zu wickeln bzw. einen Kranz zu flechten, macht viel Arbeit. In Bischofswerda arbeiteten mehrere Frauen an der Erntekrone. Auch Ines Dreier in Neukirch investierte viel Zeit. „Rechnet man alle Stunden zusammen, kommt gut und gern ein Arbeitstag heraus“, sagt sie. Aber die Mühe lohnt sich. Denn Kränze und Kronen sind in der Regel nicht nur für einen Herbst gemacht. Fünf, sechs Jahre können sie überdauern. So lange hing auch die bisherige Erntekrone in der Neukircher Kirche. Jetzt stellten Frauen aus dem Dorf eine neue her und ließen sich von den Landfrauen inspirieren.