Von Heinz Fiedler
Konnte man im Sächsischen Volkskunstmuseum Dresden eben noch die Nadelkunst der Clementine von Münchhausen bestaunen, so zieht in diesen Tagen die Sonderschau zum Fest ein. Keineswegs zu früh. Noch in diesem Monat, am 30. November, soll die traditionelle Weihnachtsausstellung im Jägerhof empfangsbereit sein. Von ihr hängt die Jahresbilanz des Hauses in der Köpckestraße entscheidend ab, kommentiert Bernd Herrde, stellvertretender Direktor und Ausstellungsleiter: „Sie bringt uns erfahrungsgemäß die meisten Besucher, vor Jahresfrist belief sich die Anzahl der Gäste auf 15 000.“ Angekündigt ist sächsische Krippenkunst aus der Zeit von 1945 bis 1989. Ein vielschichtiges Thema, dem etwa 200 recht unterschiedliche Exponate gewidmet sind. Herrde war zwischen Annaberg und Ostritz unterwegs, um typische, aber auch seltene Stücke aus jener Zeitspanne aufzuspüren. Der Museologe spricht von drei „Schnitzlandschaften“, die über ihre Grenzen hinaus Geltung erlangten. Gemeint ist neben dem Erzgebirge und der Oberlausitz auch der Dresdner Raum. Gebiete in denen Holzbildhauermeister und Schnitzer bis heute Werkstätten unterhalten, man trifft aber auch auf Leute, denen das Schnitzen eine geliebte Passion war und ist. Die stilistischen Handschriften sind nicht aus einem Guss. Während sich in den Krippen der Lausitz oft katholische Einflüsse spiegeln, haftet Arbeiten aus dem erzgebirgischen Raum vielfach ein anheimelnder Wohnstubencharakter an. Beiden Richtungen sind liebevolle und sehenswerte Darstellungen der Weihnachtsgeschichte zu danken.
Im Jägerhof erwarten uns großflächige Stücke mit einem fast vier Meter breiten gemalten Hintergrund und orientalischen Einschlag ebenso wie originelle Beiträge aus Maisstroh und Luftschlangen sowie Miniexemplare, die in einer Nussschale Platz finden. Die Sonderschau, die sich bis 12. Januar besichtigen lässt, bekräftigt auf eindrucksvolle Art, dass sich die Krippe als Symbol der christlichen Weihnacht allen Widerständen zum Trotz behaupten konnte, obwohl sie vor und nach 1945 aus Exportgründen nur geduldet war.
Einbezogen ist eine Sammlung „Christlicher Adventskalender in der DDR“ aus dem Museum für europäische Kultur in Berlin. Eine von Elke Wengerek betreute Bastelstube macht mit Schnitzen, Weben und Klöppeln bekannt.