Von Gunnar Saft
Als aktueller Gastgeber des zweitgrößten Volksfestes in Deutschland – nach dem bier- und brezeldominierten Münchner Oktoberfest – mussten die Marienberger am Wochenende eng zusammenrücken. Jeder der 14 000 Bewohner der idyllisch gelegenen Erzgebirgsstadt begrüßte zum mittlerweile 15. Tag der Sachsen statistisch gesehen immerhin exakt 20 Besucher. Das sorgte zwar für überfüllte Straßen und Plätze, auf der anderen Seite aber auch für jede Menge Stimmung.
Organisiertes Durcheinander
Marienberg präsentierte sich dabei bunt geschmückt und traditionsbewusst. Bereits am Freitagabend sorgte der große Zapfenstreich der Bergmänner für Erzgebirgs-Stimmung pur. An den beiden folgenden Tagen kamen über 700 Vereine und Verbände hinzu, die es auf unzähligen Bühnen den Besuchern schwer machten: Wohin zuerst? Alles zu sehen, war unmöglich. Gut beraten war, wer sich eines der dicken Programmhefte besorgte. Die Massen trieb es ansonsten vor allem durch die offenen Tore der örtlichen Bundeswehrkaserne, wo gediente Väter dem Nachwuchs stolz die ausgestellte Technik erklärten. Und zur nahen Schlemmermeile. Dort lockten Bisonfleisch, Nudel-Vorteilspackungen oder einfach nur ein kühles Bier. 181 Gastronomen und 126 Händler waren vor Ort. Auch Musik war immer und überall. Während am Tag Kapellen und Orchester aufspielten, buhlten abends die Radiosender mit ihren Showbühnen um die Besucher. Die konnten wählen: Entweder die Boygroup „US 5“ bei PSR, die Blödel-Barden Böttcher und Fischer bei RSA, den Kultsänger Purple Schulz bei Hitradio-RTL oder Volksmusik beim Mitteldeutschen Rundfunk.
Zwischen Blaulichtmeile (Feuerwehr und Rettungskräfte), Mittelaltermarkt und Sportarena verteilte sogar Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) – blieb drei Tage und zwei Nächte – zufrieden Autogramme. Das ist allemal angenehmer als stressige Kabinettssitzungen. Kurz vor dem diesjährigen Höhepunkt, dem fünf Kilometer langen Festumzug mit 6 530 Teilnehmern am Sonntag, gab Landtagspräsident Erich Iltgen (CDU) als Kuratoriumschef des Volksfestes das erhoffte grüne Licht für eine Neuauflage. Am Ende bissen die meisten der erschöpften Helfer zufrieden in ihre Pausen-Bockwurst. Die Anstrengung hatte sich wieder einmal gelohnt.