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Sächsischer Museumsbund trifft sich in Riesa

160 Fachleute kamen zu der dreitägigen Veranstaltung. Podiumsdiskussionen und Vorträge stehen unter dem Motto Strukturwandel der kulturellen Einrichtungen.

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Von Julia Polony

Mit einer Vortragsreihe begann die Jahrestagung des Sächsischen Museumsbundes am Sonnabendnachmittag in Riesa. Die dreitägige Konferenz steht unter dem Motto „Museen und Strukturwandel“.

Heute tauschen rund 160 Referenten, Museumsfachleute und Gäste ab 11 Uhr ihre Erfahrungen aus. Von 13. 30 bis 15 Uhr wird in einer offenen Podiumsdiskussion über die verschiedenen Betriebsformen von Museen gesprochen.

Die Struktur einiger kultureller Einrichtungen wurde bereits zum Tagungsauftakt am Sonnabend vorgestellt. So berichtete Maritta Prätzel, Leiterin den Riesaer Stadtmuseums, über ihre zwölfjährige Arbeitserfahrung in einer GmbH. Sie sparte dabei nicht mit Lob. „Natürlich sind wir stolz wie Bolle auf unser saniertes Museum und die vielen neuen Besucher.“ Im letzten Jahr kamen 21000 Gäste, es wurden 208 Veranstaltungen und 296 Führungen organisiert, es gab Dauerausstellungen und Schülerprojekte. Aber Maritta Prätzel sprach auch Probleme an. Ein Museum zu leiten sei immer eine Gratwanderung, bei der es gilt, das gesunde Maß an kommerziellen und individuellen Veranstaltungen zu finden. Und sie stellte die Frage: Muss ein Museum Gewinn erzielen oder ist es eine ideelle Einrichtung?

Dass das Riesaer Museum nicht alleine in dem Zwiespalt steht, machten weitere Referenten deutlich. René Wagner zum Beispiel, der Direktor des Radebeuler Karl-May-Museums. Auch er gab zu, dass es Zeiten gab, in denen sein Haus zu kämpfen hatte. Vor allem mit den Finanzen. „Bis 1945 hat die Karl-May-Stiftung alles unbeschadet überstanden. Doch danach hatten wir zu kämpfen“, erzählt Wagner. Eine ignorante Kulturpolitik nennt er das, was 1960 geschah. Damals wurden große Teile des Nachlasses Karl und Klara Mays in den Karl-May-Verlag nach Bamberg für 50000 Mark verkauft. „Erst 1994 konnten wir den wertvollen Nachlass zurückholen – für 3,5 Millionen Euro und enorme Zinsen. Bis dahin hatten wir mit Gewinn gearbeitet, dann traf uns die Wende. Denn die Besucherzahl brach ein.“

Mittlerweile schmiedet er wieder Pläne für einen Anbau an das Karl-May-Museum für 1,5 Millionen Euro. Als Erfolgsrezept für eine gesicherte Existenz zählt er auf: ein gutes Team, Qualitätsarbeit und Familienorientierung. Seine Philosophie ist marktstrategisch, aber konservativ handeln. „Nun zur Ausgangsfrage. GmbH Ja oder Nein? Wenn das Museum ohne staatliche Mittel überleben kann, dann Ja. Doch mit dem ersten Euro zählen Regularien, die ein Museum zur Verwaltungseinrichtung werden lassen, und das wollen wir nicht.“